Wirtshäuser in Bayern:Stehausschank: Die gesunde Art, Bier zu trinken

Bar und Wurstlokal "Bufet" in München, 2017

Im Sitzen oder im Stehen? In vielen Wirtshäusern stellt sich die Frage gar nicht, in welcher Position man sein Bier trinken will.

(Foto: Robert Haas)

Rückenprobleme gelten als Volkskrankheit - möglicherweise auch, weil man seine Halbe fast immer im Sitzen trinken muss. Darüber sollten sich die Krankenkassen mal Gedanken machen.

Kolumne von Johann Osel

Es gibt in der letzten Folge des "Monaco Franze" eine Szene, die aus gesundheitspolitischer Sicht bezeichnend ist. Das Spatzl Anette ist vor dem Finanzamt in die Karibik geflohen, ihr Franze daheim stürzt ab, in Herzschmerz und Alkohol. Als die Gattin doch zurückkehrt und ihn sucht, fragt sie bei der einstigen Haushälterin, in welchen Lokalitäten ihr Mann so verkehre. Die resolute Dame, herrlich gespielt von Ernie Singerl, raunzt verächtlich: Nach Lokalität habe der nicht mehr ausgesehen, "eher nach Stehausschank".

Womöglich hatte da längst der Imageverlust des Stehausschanks in Bayern begonnen, womöglich hat die beliebte Serie den Niedergang beschleunigt. Seltenst gibt es noch Stehausschänke, da muss man Boazn mit ungenutzten Hockern fast mitzählen. Als in München das Giesinger Bräu wieder einen einführte, wurde dies als Revolution gefeiert.

Gesundheitspolitisch ist das fragwürdig: 62 Krankheitstage je hundert Berufstätige verursachten Rückenschmerzen vergangenes Jahr in Bayern, teilt die Techniker-Krankenkasse mit. Wenn einen der Rücken plagt, ist Stehen oft das Beste, Betroffene fahnden nach Gelegenheiten, ungutes Sitzen zu vermeiden.

Im Job, in der Freizeit. Und im Wirtshaus? Sieht es eben düster aus. Stehausschänke scheinen so gut wie ausgestorben zu sein; auch wenn Umfragen unter Bekannten Lichtblicke bringen, wonach hier und dort einer aufgemacht hat oder diese oder jene "Schwemme" nie abgeschafft wurde.

Oft hört man von Bamberg. In Brauereien dort ist Bier auf die Hand noch üblicher, im Fässla oder im Mahrs-Bräu. Letzteres erklärt auf seiner Homepage für Touristen: "Wundern Sie sich nicht über die Leute, die im Flur zu unserer Wirtschaft stehen und Bier trinken." Die "Stehgammler" gehörten dazu.

Über etwaige Rückenprobleme der Steher wird nichts vermeldet. Auch die Krankenkasse schweigt sich zum gastronomischen Aspekt aus. Dabei wäre ein großer Wurf denkbar. Für Versicherte gibt es ja Prämienhefte, man ist kreativ: Belohnt wird, wer etwas gegen Krankheiten tut, wer vorbeugt. Dass man als Versicherung Stehausschänke bezuschussen könnte, ein Fünfzigerl Rabatt gibt pro Halbe auf zwei Beinen, dass man so ganz viel Leid lindert - das wäre mal kreativ.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: