Mitten in Bayern:Der ganz normale Gestank

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In einer Vorzeigegemeinde in Sachen erneuerbare Energien, in Buttenwiesen, hatte sich das Wasser in einem Kanal plötzlich rostrot gefärbt. Umweltsünder, biblische Plage? Die gerufene Polizei ging es locker an

Von Christian Rost

In Buttenwiesen wird nicht nur von Umwelt- und Klimaschutz geredet, die Gemeinde im Landkreis Dillingen zeigt, wie es gemacht wird. In Sachen erneuerbare Energien hat sie Vorbildliches geleistet. So gibt es in Buttenwiesen drei Windkraftanlagen, zwei Solarparks, vier Biogasanlagen sowie Bürgersolardächer auf allen geeigneten öffentlichen Gebäuden und drei Wasserkraftwerke. Allein drei Umweltpreise des Landkreises hat Buttenwiesen mit seinem Engagement eingeheimst. Fast 85 Prozent des im Gemeindegebiet verbrauchten Stroms wird am Ort durch erneuerbare Energien erzeugt. Selbst die Dreifachsporthalle mit ihrer Biomasseheizanlage ist preisgekrönt. Ausgerechnet in dieser Gemeinde soll sich ein Umweltfrevel ereignet haben.

Nach einem Bericht der Lokalzeitung hat sich Mitte der Woche das Wasser in einem Kanal plötzlich rostrot eingefärbt. Mitarbeiter des Bauhofs stellten fest, dass aus einem Auffangbecken im Industriegebiet des Ortes, wo sowohl Regen- als auch Abwasser gesammelt wird, um es von dort durch den Kanal zum Klärwerk zu leiten, eine eingefärbte Brühe fließt. Deshalb wurde die Polizei informiert. Die Beamten überprüften die Firmen in der Umgebung, ob eventuell unerlaubt Farbe im Abwasserkanal entsorgt wurde. Ein Schuldiger ließ sich aber nicht finden. Auch die Kanaldeckel wurden auf Farbreste hin kontrolliert - ebenfalls ohne Ergebnis. Was genau zur Verfärbung des Wassers geführt hat, darüber herrscht weiter Unklarheit. Sicherheitshalber nahmen die Polizisten eine Probe des rostroten Wassers, um diese im Labor untersuchen zu lassen. Einen Geruchstest nahmen die Beamten gleich selbst an Ort und Stelle vor und stellten fest: Das Wasser im Auffangbecken stinkt wie sonst auch. Ein hervorstechender Geruch sei nicht auszumachen gewesen, wird ein Beamter zitiert.

Nach ihrer olfaktorischen Analyse rückten die Beamten wieder ab. Den Mitarbeitern des Bauhofs blieb da nur der Blick zum Himmel und die Hoffnung, dass es bald regnet, damit die Brühe in Richtung Klärwerk davon geschwemmt wird - und man sich wieder Gedanken darüber machen kann, welche Umweltschutzmaßnahme als nächstes umgesetzt werden könnte.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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