Mitten in Bayern:Das Schild ist das Ziel

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Die Deutsche Alpenstraße ist 450 Kilometer lang und führt vom Bodensee zum Königssee. Seit neuestem ist die komplette Strecke auch beschildert. Dem ADAC ist das eine Feier wert, fast 90 Jahre nach Baubeginn durchaus angebracht

Von Matthias Köpf

Der Weg ist das Ziel, heißt es, und zwar angeblich schon seit Konfuzius. Aber wahrscheinlich wäre dessen "dao" da ein bisschen unscharf übersetzt, denn das wahre Ziel ist natürlich nicht der Weg, sondern die Straße. Die Deutsche Alpenstraße zum Beispiel hat es laut der Deutschen Zentrale für Tourismus immerhin auf Platz 66 der beliebtesten Reiseziele 2016 gebracht. Das beliebte Reiseziel ist ziemlich genau 450 Kilometer lang und inklusive Randstreifen standardmäßig gute zehn Meter breit. Die Alpenstraße könnte vom Königssee bis zum Bodensee führen, führt aber wahrscheinlich vom Bodensee bis zum Königssee, denn sonst wäre der Abschnitt durchs Berchtesgadener Land ja nicht der letzte gewesen. Aber jetzt ist es jedenfalls geschafft: 15 neue Schilder stehen nun auch hier an der Alpenstraße.

Geblecht haben dafür das Staatliche Bauamt und die Tourismusgesellschaft des Landkreises, aber das fraglos richtungsweisende Beschilderungskonzept stammt vom ADAC, denn wo die Straße das Ziel ist, da führt am ADAC nun mal kein Weg vorbei. Das letzte Etappenziel sei erreicht, die Alpenstraße sei jetzt komplett beschildert, heißt es anlässlich einer Feierstunde nun also vom Automobilclub. Dabei gilt die Alpenstraße als älteste Ferienstraße Deutschlands. Die Idee hat ein gewisser Sanitätsrat Knorz Ende der 1920er Jahre aufgebracht. Der Bau begann 1933, als sich die Deutschen unter anderem sehr für das Straßenbauen begeistern ließen. Fertig wurde die Straße dann 1960, und an Schildern hat es seither auch nicht groß gemangelt.

Trotzdem meldet der ADAC jetzt endlich den Lückenschluss, wobei zwischen den Schildern schon noch Platz ist, denn 15 Stück im ganzen Berchtesgadener Land sind ja auch nicht so viele, dass man vor lauter Schildern den Wald nicht mehr sähe. Aber vom Weg abkommen können Alpenstraßentouristen sowieso kaum mehr, wenn sie von Inzell her bei Weißbach die Täler des Berchtesgadener Landes erreicht haben. Im Wesentlichen gibt es eine Chance, sich nach Lofer zu verirren, und zwei Möglichkeiten, versehentlich nach Bad Reichenhall abzubiegen. Ansonsten führen praktisch alle Straßen, also die ganze B 305, durch bis Berchtesgaden. Aber wie heißt es bei Konfuzius: Das Schild ist das Ziel.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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