Süddeutsche Zeitung

Lenggries:Unbekannte zerstören Gipfelkreuz am Kotzen

  • Auf dem 1766 Meter hohen Kotzen südlich von Fall im Landkreis Tölz ist erneut ein Gipfelkreuz zerstört worden.
  • Es handelt sich um die sechste Attacke auf ein Gipfelkreuz in nur eineinhalb Jahren.

Kolumne von Matthias Köpf

Zur Frage, was bei einer Bergtour alles in den Rucksack gehört, gibt es vielerlei Empfehlungen, denen unter anderem eines gemeinsam ist: Eine Axt oder eine Säge stehen eigentlich nie auf der Liste dessen, was Bergsteiger unbedingt über die Baumgrenze schleppen sollten. Ganz im Gegensatz zum Erste-Hilfe-Set übrigens, das speziell beim Hantieren mit Äxten und Sägen auf jeden Fall anzuraten ist.

Ob sich der oder diejenigen, die offenbar am Sonntag in aller Frühe auf den knapp 1800 Meter hohen Kotzen gestiegen sind, an diese Empfehlung gehalten haben, ist ungewiss. Eine Säge muss hingegen ziemlich sicher im Gepäck gewesen sein. Mit dieser wurde dann das seinerseits etwa vier Meter hohe Gipfelkreuz des Kotzen gefällt.

Unter Tatverdacht steht da sofort der sogenannte Gipfelkreuz-Hacker, der im Vorkarwendel südlich von Lenggries schon im vergangenen Jahr mehrere Male zugeschlagen hat - zunächst buchstäblich und mit der Axt. Um Pfingsten hatte es an der Dudl-Alm das erste Kreuz erwischt, dann Ende Juli das Gipfelkreuz am Prinzkopf. Das zerstörerische Werk Ende August am Schafreuter musste sogar die Bergwacht zu Ende führen, denn das angeschlagene Kreuz wäre irgendwann selber umgefallen.

Der Tölzer Alpenverein hatte mit den Zimmerern der Berufsschule für ein neues gesorgt, gegen das dann aber auch ein neues Werkzeug zum Einsatz kam: Erst wurde es an- und kurze Zeit später umgesägt. Inzwischen steht wieder eins, auch wenn das lieber keiner mehr so laut sagen will.

Dafür hat ein Hacker respektive Säger jetzt am einsam gelegenen Kotzen Hand angelegt und offenbar ein Zeichen gesetzt gegen etwas, das ja schon selbst ein Zeichen war. Irgendwer scheint da eine Mission zu haben, die derjenigen im Zeichen des Kreuzes recht entgegengesetzt ist. Wobei diese Art des Missionierens schon arg billig ist und das Mitführen von Axt oder Säge jedenfalls leichter als das Hinaufschleppen eines neuen Gipfelkreuzes.

Und bevor sich jetzt wieder diese selbst ernannten völkischen Verteidiger des christlichen Abendlands von der Identitären Bewegung zu irgendwas veranlasst sehen: Schon das identitäre Interimskreuz am Schafreuter war für die metallene Halterung eindeutig zu dünn. Und fürs Abendland sowieso.

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Quelle:
SZ vom 07.11.2017/libo
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