Mitten in Bayern:Das ist doch die Krönung

Die Münchner nehmen den Franken gerne mal ihre Kronen weg, zum Beispiel die des Bamberger Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde. Auch die Weinprinzessin aus Randersacker hat da sehr leidvolle Erfahrungen machen müssen

Von Katja Auer

Der Monaco Franze ist an Fasching immer als Herr der sieben Meere gegangen, da hat er nicht viel falsch machen können. Eine Augenklappe gibt auch dem seriösesten Beamten etwas Verwegenes, und das Kopftuch, wahlweise ein Dreispitz, bedeckt gnädig den eventuell schon schwindenden Haaransatz. Und ein Säbel/Dolch/Schießeisen am Gürtel wirkt sowieso ungemein draufgängerisch. Daran muss es liegen, dass sich auch in diesem Jahr wieder jede Menge Narren als Seeräuber verkleiden werden. Das lässt sich statistisch belegen, einer Umfrage zufolge lag der Pirat im vergangenen Jahr weit vorne bei den beliebtesten Faschingskostümen. Ja, so was wird tatsächlich erforscht.

Noch lieber verkleiden sich die Deutschen demnach als Polizisten, Piloten, Krankenschwestern oder Nonnen. Ob sich dahinter eine besonders große Akzeptanz dieser Berufe verbirgt oder eher eine Vorliebe für Uniformen in diversen Ausprägungen, wurde nicht erhoben.

Trotzdem bleibt es offenbar der größte Traum der meisten Mädchen, einmal im Leben eine Prinzessin zu sein. Mit einem hübschen Kleid und natürlich einer Krone auf dem Kopf. Wie die Queen sie trägt oder die Sissi jedes Jahr wieder an Weihnachten oder wenigstens wie die Produktköniginnen, die zurzeit über die Neujahrsempfänge flanieren. Ein Diadem aus Weintrauben und Blättern ziert zum Beispiel das Haupt der Weinprinzessin aus Randersacker. Wieder, muss man sagen, denn gerade erst hat die Hoheit eine neue Krone bekommen. Nicht etwa, weil die alte nicht mehr den modischen Gepflogenheiten bei Hofe entsprochen hätte oder weil sie die fränkischen Winzer in einem ihrer weitläufigen Weinkeller verlegt hätten. Das Geschmeide war tatsächlich geklaut worden. Ausgerechnet in München, wo sie ohnehin ein paar Kronen verwahren, die die Franken gerne zurückhaben wollen. Jene des Bamberger Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde zum Beispiel, die statt im heimischen Dom in der Schatzkammer der Münchner Residenz liegen. Eine Replik allerdings haben sich die Bamberger inzwischen machen lassen. Die Randersackerer ja auch. Trotzdem schaut lieber genau hin, wer im Münchner Fasching eine Weinprinzessin trifft. Es könnte die falsche mit der echten Krone sein.

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