Mitten in Bayern:Dahoam zu Hause

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Daheim ist es am schönsten , heißt es. Deshalb lassen sich Politiker und Ministerien alle möglichen Initativen einfallen, die etwas mit daheim zu tun haben. Das Sozialministerium ruft nun wieder seine Kampagne "Zu Hause daheim" aus, obwohl die Formulierung - sprachlich gesehen - Unfug ist.

Kolumne von Matthias Köpf

Daheim ist es halt doch am schönsten. Das dürfen besonders die Bayern für sich in Anspruch nehmen, vielleicht auch noch die Baden-Württemberger, die Österreicher und die Deutschschweizer. Für alle anderen sollte es eher zu Hause am schönsten sein - rein sprachlich jedenfalls, denn der Duden ordnet das Wort "daheim" vom Gebrauch her als "besonders süddeutsch, österreichisch, schweizerisch" ein. Was die Bedeutung betrifft, soll "daheim" demnach das Gleiche wie "zu Hause" heißen. Und der Duden hat ja in aller Regel recht, wenn er nicht ausnahmsweise mal Recht hat. Insofern ist die bayerische Staatsregierung mit ihrer am Freitag beginnenden Aktionswoche auf der sicheren Seite. "Zu Hause daheim" heißt die schon seit 2012 vom Sozialministerium lancierte Kampagne.

Allerdings wären die Bayern halt eigentlich daheim daheim, während die Menschen im Norden zu Hause zu Hause wären. Nur nebenbei: Womöglich wäre es für sie wirklich zu Hause am schönsten, aber dort bleiben sie ja nicht. Ums Daheimzuhausebleiben geht es jedenfalls auch dem Sozialministerium. Sein Ziel ist es, dass auch pflegebedürftige ältere Menschen zu Hause daheim bleiben können, statt im Heim zu Hause sein zu müssen. Und egal, ob die Älteren jetzt je nach Wunsch zu Hause daheim oder daheim zu Hause bleiben können: All das ist sehr gut so, nur sind das Sozialministerium und seine Kampagne titelmäßig einfach nicht auf der Höhe der Zeit - und schon gar nicht auf der Höhe der Staatskanzlei.

Die betreibt nämlich schon seit 2015 eine Internetseite mit dem weltläufigen Titel "Welcome DAHOAM", welche den Freistaat Bayern, das Land im Herzen Europas, als weltoffen, zukunftsstark und unverwechselbar darstellt. Dabei hätte die dauernde Dahoamhuberei ja schon 2012 mit dem "Finale dahoam" ein gnädiges Ende finden können, zumal die Bayern, in dem Fall der gleichnamige Fußballverein, ihr Heimendspiel in der Champions League auch noch verloren haben. Stattdessen traktiert der BR das Land seit mittlerweile mehr als 2300 Folgen mit einer Fernsehserie namens "Dahoam is Dahoam". Wer sich das noch nicht im Heim anschaut, sondern zu Hause im Herzen Europas, der kann sich ja vor der Haustür noch einen passenden Slogan in die Fußmatte tätowieren: "Hawedehre HOME".

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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