Mitten in Bayern:Blüten des Schwarzmarkts

Noch ist es nicht ganz so wie in der DDR oder im Amerika der Prohibitionszeit. Aber in Corona-Zeiten wird manches knapp. Und teuer. Und sogar illegal

Kolumne von Maximilian Gerl

Besondere Zeiten sind gute Zeiten für den Schwarzmarkt. Allerdings verträgt sich diese Handelsform per Definition schwer mit der Gesetzeslage. So gesehen ist der Polizei im Landkreis Miltenberg am Freitag ein Schlag gegen das Verbrechen gelungen. Aus der Bevölkerung hatte sie Hinweise auf illegale Tätigkeiten in zwei Privathäusern erhalten. Beamte konnten die Täter in flagranti stellen, wie dem Polizeibericht zu entnehmen ist: In beiden Kellern habe man Personen angetroffen, "die gerade frisiert wurden". "Entsprechende Ermittlungsverfahren" wurden eingeleitet.

Nur zur Erinnerung: Friseure haben Corona-bedingt noch bis Anfang Mai geschlossen. Eine der vielen derzeit geltenden Einschränkungen, die man blöd finden kann, aber nichts an der Lage ändern. Auch deshalb hat die Corona-Krise bereits eine ganze Reihe Handelsgüter befördert, deren kreative "Organisation" ein wenig an den Handel mit Westmusik-Kassetten (DDR) oder Alkohol (USA der Prohibitionszeit) erinnert. Und selbst bei legalen Angeboten ist die Grenze zum Wucher mitunter fließend. So war bekanntlich anfangs Klopapier gefragt, allein in einer Nürnberger Grundschule wurden im März 600 Rollen wohl eher nicht für den Privatgebrauch entwendet. Zeitweise kosteten auf der Auktionsplattform Ebay sechs Rollen 34 Euro. Inzwischen haben sich die Preise wieder beruhigt, am Montag konnte man 72 Rollen "super soft" für 22,90 Euro erstehen. Dafür steigen die Preise für Masken extrem. Unter den On- wie Offline-Angeboten finden sich freilich zuhauf Schund und Fälschungen. Ein Passauer Unternehmer, der mit Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Masken für Deutschland besorgt, wäre kürzlich fast auf einen Händler in China hereingefallen. Nur eine Inspektion des Warenlagers bewahrte ihn davor, wie es in einem Nachrichtenmagazin heißt, "elf Millionen Masken, alle Schrott" zu erwerben.

Wohin dieser moderne Schwarzmarkt steuert, ist so schwer abzusehen wie der Verlauf der Krise. Eine neue heiße Ware stünde aber mit den angekündigten Corona-Schnelltests bereit. Möglich also, dass beim Spaziergang demnächst Herren in langen Mänteln fragen, ob man "Tests kaufen" wolle, oder der seltsame Typ am Bahnhof ein unschlagbares Angebot von "bester Qualität" unterbreitet. Für die Polizei dürfte genug zu tun bleiben.

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