Zoos und die Corona-Krise:Benjamin Blümchen würde was einfallen

Tierpark Hellabrunn in München, 2019

Ob er wohl eine Idee gegen die Krise hat? Und wenn ja: Würde er sie uns mitteilen, wenn er könnte? Ein Elefant im Münchner Tierpark Hellabrunn.

(Foto: Robert Haas)

Die Zoos in Bayern sind geschlossen, auch über die Osterferien, wenn die Saison so richtig los ginge. Große Verluste sind zu erwarten. Schade, dass sich da kein sprechender Elefant einmischen kann.

Kolumne von Johann Osel

Wer in den Achtzigern mit Benjamin-Blümchen-Kassetten aufgewachsen ist, weiß, wie schnell ein Tierpark in finanzielle Schieflage geraten kann. Zoodirektor Tierlieb hütet in den Kinderhörspielen ja immer nur eine leere Kasse - und wenn Gerda Giraffe ein neues Haus braucht, Futterhändler Rudi Raffke auf Begleichung der Rechnungen besteht oder der sprechende Elefant Inventar kaputt trampelt, kommt Existenzangst auf.

Doch zum Glück fällt Benjamin stets etwas ein, meist Aktionen wie Benefizfeste. Die Bürger öffnen ihre Portemonnaies, Karla Kolumna macht ein Foto für die Zeitung, und der Zoo ist gerettet, mindestens bis zur nächsten Folge. Die Hörspiele bieten Kindern Lehrstunden in Sachen Solidarität: Wenn's eng wird, bleibt keiner zurück, muss man nur ganz nah zusammenrücken. Letzteres freilich gilt in Corona-Zeiten als Ordnungswidrigkeit.

Damit zu den Zoos in Bayern, an deren Spitze zwar nirgends eine betriebswirtschaftliche Niete steht wie Herr Tierlieb, die aber akut in Sorge sind. Die vier Einrichtungen in München, Straubing, Nürnberg und Augsburg sind bis auf Weiteres geschlossen. Die Osterferien sind der Saisonstart und sehr besucherstark, jetzige Verluste sind unaufholbar. Mit Einbußen von zwei Millionen Euro bei fünfwöchiger Schließung rechnet man etwa in München, in Augsburg heißt es:

Aus eigener Kraft könne man den Ausfall nicht ausgleichen. Eintritte und Gastronomie fallen weg, die Kosten aber bleiben, diverse Rudi Raffkes wollen bezahlt sein. Berichte gibt es zudem über Auswirkungen auf die Tiere - die seien recht verdutzt wegen der Leere, in Zoos beobachteten sich Tiere und Menschen schließlich gegenseitig. Nun dürfte so mancher Schimpanse froh sein, dass er nicht dauernd beim Schnackseln ausgelacht wird. Ein majestätischer Löwe vermisst eher bewundernde Blicke.

Beobachter mit bösem Humor hätten derweil eine Lösung parat, die Finanznot, einsame Tiere und staatliche Interessen unter einen Hut brächte - die Abordnung gegen Entgelt zur Polizei. Gerade in Städten fallen Verstöße gegen Ausgangsregeln auf, Leute nutzen Parks nicht zum Flanieren, sondern sitzen zum Picknick herum und in Gruppen beisammen. Ein freilaufender Tiger an der Isar oder ein Trupp Giftschlangen am Nürnberger Dutzendteich könnten da Wunder wirken.

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