Mitten in Bayern:Als die Politiker noch Ball spielten

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Stoiber wäre damals bestimmt gerne ein Müller geworden - doch es reichte eben nur zum Linksaußen. Er war einfach zu langsam, wie er selbst sagt

Kolumne von Hans Kratzer

Auch die Politik ist mittlerweile auf die Erfolge der deutschen Handballer bei der Weltmeisterschaft aufmerksam geworden. Dabei könnte die Kanzlerin längst wissen, dass der Sport nicht nur aus Fußball besteht. Sie hätte nur etwas öfter mit ihrem Innenminister plauschen sollen, der ihr sicherlich gerne von seinen Heldentaten als Handballer berichtet hätte. Immerhin hat Horst Seehofer in den frühen 70er-Jahren mit seinen Sportkameraden vom ESV Ingolstadt einen Handball-Titel errungen.

Sein Parteifreund Edmund Stoiber wäre als Handballer weniger geeignet gewesen. Er hatte wohl zu magere Haxen. Stoiber wandte sich lieber dem Fußball zu, einer Disziplin, in der man auch mit Steckerlhaxen Erfolge feiern kann, siehe den FC Bayern-Stürmer Thomas Müller. Sicherlich wäre auch Stoiber gerne ein Müller geworden, nachdem er sich 1961 dem Ballclub Farchet angeschlossen hatte. Er wurde aber nur ein Linksaußen, auf dieser Position wurden jene geparkt, die mangels Ballgefühl für Spielzauber und taktische Finessen unbrauchbar waren. "Ich wusste immer, wie es geht, doch ich war einfach zu langsam", analysierte er später seine Sportlerkarriere.

Sein politischer Ziehvater Franz Josef Strauß war niemals zu langsam. Schon als Jüngling schwang er sich aufs Rennrad, auf dem er es bis zum Süddeutschen Jugendmeister brachte. 1934 gewann er das Rennen "Quer durch das bayerische Hochland", in dichtem Nebel die Serpentinen des Kesselbergs hinabsausend, zitternd vor Kälte und Anspannung, um dann im Spurt um eine Handbreit zu gewinnen, wie er selber erzählte.

Sportliche Höhenflüge gelangen auch dem Passauer Landtagsabgeordneten Gerhard Waschler (CSU), der als Hochspringer zwei Meter und drei Zentimeter überquerte. Er sprang damit mindestens zwei Meter höher als die meisten übrigen Politiker, deren Bewegungsdrang sich auf Wanderungen beschränkt. Bürgermeister sind aus härterem Holz geschnitzt, manche sind sogar gelernte Sportlehrer. Hans Steindl (Burghausen) vertritt dabei den eher hageren, der Ex-Bürgermeister Eberhard Steiner (Bad Bayersoien) den kräftigen Sportlertyp. Sein Spitzname "Bull" lässt erahnen, dass er auch unter den riesenhaften deutschen Handballern gut aufgehoben wäre.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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