Mitten in Bayern:Alarmstufe Rot in der Toilette

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Aufräumen nach dem Hochwasser in Regensburg. (Foto: dpa)

Regensburg ist gerade noch glimpflich davongekommen, was das Hochwasser angeht. Das wahre Drama spielte sich derweil gut 100 Kilometer donauabwärts ab: in Passau.

Kolumne von Andreas Glas

In Regensburg musste man mit dem Schlimmsten rechnen. "Am Sonntag wird man sich wohl keine Bratwurst mehr kaufen können", prophezeite der für den Hochwasserschutz zuständige Referent der Stadt. Man muss wissen: Die Regensburger Wurstkuchl gilt nicht nur wegen ihrer Bratwürste als Traditionswirtschaft. Traditionell läuft im Hochwasserfall auch ihre Küche voll - deshalb die düstere Prophezeiung des Referenten, als die Donau in der vergangenen Woche bedrohlich anschwoll.

Am Ende ist dann aber doch kein Bratwurst-Blues ausgebrochen in Regensburg. Die Wurstkuchl, direkt am Ufer gelegen, hatte ganz normal geöffnet, und die Schaulustigen mussten kein Popcorn mitbringen. Statt Popcorn bekamen sie ihre gewohnte Bratwurst und standen beim Hochwasser-Kino sogar in erster Reihe.

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Nun, ein paar Tage später, schwellen Bayerns Flüsse wieder ab - und es ist Zeit für eine erfreuliche Bilanz: Es war ein respektables Hochwasser, aber die große Flutwelle gab es nirgends im Freistaat. In Regensburg hatte die Berufsfeuerwehr am vergangenen Wochenende nur einen einzigen Hochwasser-Einsatz. Sie rettete einen Schwan, der in den Sog eines Stauwerks geraten war. Ansonsten: eine vollgelaufene Tiefgarage, keine größeren Schäden. Das wahre Drama spielte sich derweil gut 100 Kilometer donauabwärts ab: in Passau.

Als sogenannte Drei-Flüsse-Stadt hat Passau quasi ein dreifaches Überschwemmungsrisiko. Vielleicht also hat das Passauer Mädchen seinen Kopf durch die Klobrille gesteckt, um den Pegelstand zu kontrollieren und nachzuschauen, ob einer der drei Flüsse bereits den Abfluss hinauf schwappt. Bei der Klobrille, fachsprachlich "Sitzring" genannt, handelte es sich um einen dieser Kleinkind-Aufsätze. Und weil dessen Sitzring-Radius eben klein ist, blieb der Kopf der Zweijährigen drin stecken. Zwölf Rettungskräfte mussten anrücken, um das arme Mädchen mit einem Seitenschneider aus dem Sitzring zu befreien.

Davon abgesehen gab es auch in der Hochwasser-Stadt Passau keine dramatischen Zwischenfälle. Inzwischen wurde in praktisch allen hochwasserbedrohten Regionen Bayerns Entwarnung gegeben. Lediglich beim Toilettengang gilt weiterhin allerhöchste Alarmstufe.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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