Mitten in Bamberg:Mit dem Kopf in den Sand

Es gibt gerade kein anderes Gesprächsthema in Bamberg: Die Sandkerwa soll ausfallen, der Bürgerverein hat sie abgesagt. Tiefe Gräben zwischen den ehrenamtlichen Veranstaltern und der Stadt werden offenbar

Von Katja Auer

Es ist ja nicht so, dass nichts los wäre in Bamberg. Die Basketballer stehen wieder einmal in den Playoffs, gerade sind mehr als 11 000 Teilnehmer beim Weltkulturerbelauf durch die Stadt gerannt, vor dem Schlenkerla drängen sich wie gewohnt Touristen und Rauchbiertrinker. Und doch geht es zurzeit nur darum, dass etwas nicht los sein soll heuer: Die Sandkerwa fällt aus, der Bürgerverein, der das Spektakel im August ausrichtete, hat sie abgesagt. Zu teuer, zu viele Auflagen, zu riskant für die ehrenamtlichen Veranstalter.

Beim Basketball werden jetzt Unterstützungs-Banner für die Kerwa gehisst, der Weltkulturerbelauf muss als Argument herhalten, dass es doch auch mit anderen Großveranstaltungen klappt und beim Metzger Liebold, der seit 60 Jahren Kerwa-Leberkäs backt, vor dem Schlenkerla, und in allen anderen Kneipen im Sand, dem Kerwa-Viertel, gibt es ohnehin kein anderes Gesprächsthema. Natürlich sind längst Rettet-die-Kerwa-Facebook-Seiten online. Und der Oberbürgermeister hat eine Task Force eingerichtet - so nennt er das wirklich -, um die Veranstaltung doch abzuhalten.

Ob der Bürgerverein das überhaupt will, das ist nach einer Pressekonferenz am Wochenende kaum klarer, drei Tage nach der überraschenden Mail mit der Absage an Schausteller und Oberbürgermeister. Die Organisatoren erheben Vorwürfe an die Stadt, die es dem Verein unnötig schwer mache und verweisen auf die geschützten Namensrechte, weswegen gar niemand anders eine Sandkerwa veranstalten könne. Es geht ums Geld, aber es klingt auch die Gekränktheit jener durch, die gerne mehr Wertschätzung erfahren hätten.

Gerüchte wabern durch die Stadt, Politiker ebenso wie Verschwörungstheoretiker sind längst aufgesprungen auf die Debatte. Während die ehrlich Bestürzten noch fassungslos sind, dominiert unter denen, die das von Auswärtigen beherrschte Kerwa-Gedränge kaum vermissen werden, die Ironie. So erkundigt man sich besorgt, wie Unternehmer Michael Stoschek das Kerwa-Aus wohl verkraften werde. Dem hatte das Fest das Publikum für seine Fahrten mit einem Amphibienfahrzeug auf der Regnitz geliefert. Damals reichte das für ein paar Tage Stadtgespräch.

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