Mitten in Bamberg:Korb für Freak-City

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Basketball gehört zu Bamberg wie das Bier und das Weltkulturerbe. Doch weil ihm die Stadt zu klein wird, will Aufsichtsratschef Michael Stoschek mehr Zuschauer aus der Umgebung anlocken. Mit einem neuen Namen

Von Katja Auer

Die Bamberger sind sehr stolz auf ihre Stadt und wie das die anderen finden, ficht sie nicht an. Dieses Selbstbewusstsein ist derart ausgeprägt, dass Ulrich Maly, der Oberbürgermeister Nürnbergs, die Bamberger gelegentlich die Münchner Frankens nennt. Das nehmen diese zur Kenntnis, im Stillen wohl eher davon überzeugt, dass sich die Münchner wirklich nicht allzu viel einzubilden brauchen. Das Bier ist in Bamberg besser, ein Weltkulturerbe hat die Landeshauptstadt auch nicht vorzuweisen und ihre Basketballmannschaft haben sie sich teuer zusammengekauft - um dann meistens doch von Bamberg geschlagen zu werden.

Der Basketball ist identitätsstiftend in Bamberg, während der Spiele mutiert die Stadt zu Freak-City. Die Tradition ist lange gewachsen, deswegen reagierten die Fans empfindlich, als Aufsichtsratschef Michael Stoschek den Eindruck erweckte, es ginge nur noch um den Erfolg. Sein Unternehmen Brose ist Hauptsponsor und inzwischen auch mit einer neuen Firmenzentrale in Bamberg beheimatet. Dafür kehrte man dem Firmensitz Coburg teilweise den Rücken und dort war bekanntlich nicht alles so gelaufen, wie es Stoschek gerne gehabt hätte.

Seitdem gehört es zu den gern gemachten Witzen in Bamberg, ob Stoschek eigentlich schon einen eigenen Straßennamen gefordert oder sich sonstwie in die Politik eingemischt habe. Dass Bamberg nicht unbehelligt bleiben wird von den Visionen des Unternehmers, zeigt sich längst. Stoschek ist die Halle zu klein, in der die Basketballer zurzeit spielen, immerhin die drittgrößte in Bayern. Es brauche eine größere, heißt es, die Münchner bekommen schließlich auch bald eine. Und weil die Bamberger Fans zwar basketballverrückt sind, aber vielleicht doch nicht zahlreich genug, um regelmäßig 10 000 Plätze zu belegen, soll neues Fanpotenzial erschlossen werden, so heißt das heute. Aus Nürnberg zum Beispiel und der ganzen Umgebung, die sich zur Metropolregion zusammengeschlossen hat. Dann müsste, logischerweise, das Team aber nicht mehr Brose Bamberg, sondern Brose Metros heißen. Der Plan ist in der Welt, der Stolz der Bamberger zumindest angekratzt. Wenigstens zweifelt nach wie vor keiner am Bamberger Bier.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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