Mietpreise:Die lokale Prominenz wohnt günstiger

Vier Euro pro Quadratmeter, und das in bester Lage? Augsburg debattiert über den Chef der städtischen Kunstsammlungen und seinen Mietvertrag.

Kolumne von Christian Rost

Auch in Augsburg steigen die Mieten rasant und die Wohnungen werden knapp, da können sich die bayerischen Schwaben auf die Hände stellen und mit den Füßen wackeln, es hilft alles nichts. Die Stadt hat zwar ein Programm aufgelegt, um mehr Wohnraum zu schaffen - nach einem Beschluss des schwarz-rot-grünen Regierungsbündnisses im Rathaus sollen nicht nur Tausende Wohnungen neu gebaut werden. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) will die Augsburger außerdem dazu bringen, leer stehenden Wohnraum zu vermieten und zu große Wohnungen gegen kleinere zu tauschen. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich allein durch diese Ankündigungen aber nicht entspannt.

Vor diesem Hintergrund ärgern sich die Bürger, wenn sie erfahren, dass die Lokalprominenz offenbar recht günstig und schick lebt in der Stadt. Zum Beispiel der Chef der städtischen Kunstsammlungen. Nach Medienberichten soll Christof Trepesch in einem Haus in vornehmster Lage, das seit 2011 der Stadt gehört, eine 300 Quadratmeter große Wohnung für sich privat nutzen und dafür eine traumhafte Miete bezahlen. Münchner und andere von hohen Mieten geplagte Menschen sollten an dieser Stelle nicht weiterlesen, denn der Museumsdirektor zahlt für sein Domizil im Höhmannhaus an der Maximilianstraße angeblich nur etwas mehr als vier Euro für den Quadratmeter.

Die 2004 gestorbene Eigentümerin des Gebäudes, Ruth Höhmann, ehemalige Geschäftsführerin des Verbandes der bayerischen Bauindustrie, wollte mit ihrem Erbe die Kultur in der Stadt fördern, aber sicher nicht den Lebensstandard eines einzelnen Beamten. Es hat etliche Jahre gebraucht, bis die Stadt erkannte, dass die Mieten im Höhmannhaus wohl einen Tick zu niedrig angesetzt sind. Und jetzt läuft die Debatte hinter den Kulissen, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Man hat festgestellt, dass der Mietzins immerhin einmal angehoben wurde - um satte 20 Cent pro Quadratmeter. Ein Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass locker zwölf bis 15 Euro für den Quadratmeter hätten verlangt werden können.

Trepesch muss sich aber nicht fürchten. Zwar läuft ein Disziplinarverfahren gegen ihn. Wegen des Mietspiegels ist allerdings nur eine Erhöhung seiner Miete auf maximal fünf Euro drin.

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