Süddeutsche Zeitung

Mitten in Augsburg:Was werfen die Augsburger nur in ihre Biotonnen?

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Die gehen gerade reihenweise kaputt. Mit diesem Phänomen beschäftigte sich jetzt sogar der Kreistag - und kam auf eine kuriose Lösung.

Kolumne von Christian Rost

Was, um Himmels Willen, werfen die Menschen im Landkreis Augsburg in ihre Biotonnen? Backsteine, Betonklötze oder anderes schweres Zeug? Die Frage stellt sich, weil Hunderte der braunen Abfallbehältnisse durch Überlastung aus dem Leim gehen. Achsen und Räder an den Tonnen sind gebrochen, vielfach zeigen sich auch Risse am Korpus, und in manchen Fällen drohen die Tonnen beim Entleeren komplett auseinanderzubrechen.

Mit dem Phänomen beschäftigte sich jüngst der Kreistag und kam auf eine kuriose Lösung: Kaputte Tonnen werden kostenlos ausgetauscht, bislang mussten die Bürger dafür zahlen. Der Austausch erfolgt aber nur, wenn die Tonnen nicht mehr repariert werden können. Die Reparaturen sollen die Bürger selbst vornehmen, dafür bietet der Abfallwirtschaftsbetrieb nun drei Kurse an und stellt auch ein Anleitungsvideo ins Internet. Nach dem Motto: "Ich bastle mir eine neue Biotonne."

Dass das Thema gerade jetzt virulent wird, liegt an der Jahreszeit. Auch im Landkreis Augsburg werden die Gärten hergerichtet und das Fallobst wird eingesammelt. Das ganze Laub, die abgeschnittenen Zweige und die fauligen Früchte landen in der braunen Tonne. Da kommen schnell Mengen zusammen, die selbst die große, 240 Liter fassende Tonne überfordern, in die maximal 110 Kilogramm Biomüll gepackt werden dürfen. Wie der Gartler aber so ist, der rasch zum Ende kommen und auch nicht dauernd mit dem Auto zum Wertstoffhof fahren will, um dort sein Grüngut zu entsorgen, drückt er halt alles solange in die Tonne, bis das Ding beinahe platzt. Spätestens nach fünf Jahren, so lange gibt es die Biotonnen nun im Landkreis Augsburg, machen sie schlapp. Die Lokalzeitung sah sich schon bemüßigt, eine Beschreibung zur pfleglichen Behandlung zu veröffentlichen. Titel: "So überlebt die braune Tonne den Herbst".

In Erlingen und in Steppach haben es am Wochenende zwei Gartler mit alternativen Methoden versucht. Sie wollten ihre Gärten in Ordnung bringen, ohne Müll zu produzieren. Als sie mit Bunsenbrennern dem Unkraut zu Leibe rückten, steckten sie allerdings ihre Hecken in Brand. Da ist es doch besser, das Grüngut in die Tonne zu werfen.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2017
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