Mitten in Augsburg:Bompel für die Welt

Bayerns drittgrößte Stadt soll den Rang einer Metropole erhalten, doch dem Status wird sie nur teilweise gerecht

Kolumne von Stefan Mayr

Neulich haben tatsächlich die Washington Post, der Sydney Morning Herald, La Repubblica und The Guardian über Augsburg berichtet. Die Artikel handelten von jenen roten Signallampen, die die Stadtwerke in den Straßenboden einbauten, um aufs Handy starrende Fußgänger vor nahenden Straßenbahnen zu warnen. Diese Bodenampeln - kurz Bompeln - brachten die drittgrößte Stadt Bayerns weltweit in die Schlagzeilen. Der Londoner Guardian beschrieb Augsburg dabei zwar als "a municipality outside Munich" (frei übersetzt: ein Kaff bei München), doch das kratzt das Augsburger Selbstbewusstsein nur noch marginal. Schließlich will der Freistaat in seinem neuen Landesentwicklungsprogramm die Stadt Augsburg künftig als eine von drei "Metropolen" listen. Damit kommt die schwäbische Bezirkshauptstadt auf Augenhöhe mit München und Nürnberg - zumindest auf dem Papier.

Dabei ist ein Vergleich mit der Landeshaupt- wie auch mit der Zweitligastadt großer Unsinn. Schließlich hat die ehemalige Freie Reichsstadt Augsburg so viele Dinge zu bieten, die es an Isar und Valznerweiher nicht gibt. Zum Beispiel Deutschlands erstes "Blaulicht-Theater", wie der Bayerische Rundfunk jüngst titelte. Wegen Brandschutzmängeln muss bei jeder Vorstellung im Stadttheater ein Feuerwehr-Auto vor der Tür stehen. Das Spektakel geht noch bis 19. Juni, dann werden im Großen Haus die Rollläden runtergelassen. Eine Metropole ohne Theater? Kein Problem in der Bert-Brecht-Stadt. Ist ja nur für sechs bis zehn Jahre. Eine Ausweichspielstätte wird sich bis September schon noch finden. Und es gibt ja auch die Bert-Brecht-Bühne. Diese kleine Interimsstätte wurde erst 2012 eröffnet. Sie soll im Zuge der Sanierung des Großen Hauses wieder abgerissen werden. Nein, das ist jetzt kein episches Theater des großen Dramatikers BB, sondern Realpolitik à la ganz große Koalition CSU/SPD/Grüne.

Nur gut, dass es die Stadtwerke gibt. Sie dienen nun am anderen Ende der Welt als Vorbild: In Sydney startet demnächst ein sechsmonatiger Test von Bodenampeln. Die Bompeln aus der Schwaben-Metropole, sie leuchten bald in der größten Stadt Australiens mit ihrem weltbekannten, geöffneten Opernhaus.

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