Mittelfranken:Neonazis zeigen Gegendemonstranten an

  • Die Partei "Die Rechte", hat Strafanzeige gegen den SPD-Politiker Zwingel, die evangelische Dekanin Almut Held und gegen Verdi-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Göppner gestellt.
  • Die drei gehörten zu den etwa 350 Menschen, die gegen einen Neonazi-Aufmarsch im mittelfränkischen Zirndorf demonstrierten.
  • Spontan blockierten sie eine Straße auf der die Neonazis demonstrieren wollten.

Von Katja Auer, Zirndorf

Von der Anzeige gegen ihn hat Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel von einem Journalisten erfahren und er wirkt nicht so, als bringe ihn das aus dem Konzept. Schließlich geht es um Zivilcourage. Neonazis, namentlich die Partei "Die Rechte", haben Strafanzeige gestellt, gegen den SPD-Mann Zwingel, die evangelische Dekanin Almut Held und gegen Verdi-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Göppner. Die drei gehörten zu den etwa 350 Menschen, die am 24. Juli gegen einen Neonazi-Aufmarsch im mittelfränkischen Zirndorf demonstrierten.

Der war angemeldet und genehmigt, unter dem Motto "Umvolkung stoppen" wollten 15 Neonazis unter anderem durch die Nürnberger Straße marschieren. Dort blockierten jedoch 150 Gegner spontan die Straße und ließen die Rechtsextremisten nicht passieren. Dabei waren auch Zwingel, Held und Göppner.

"Für die Demonstration habe ich mich bewusst entschieden, zu der Blockade kam es dann spontan", sagt Zwingel. Die Polizei forderte die Leute zwar auf, den Neonazis Platz zu machen, denn es gehört zum Versammlungsrecht, dass angemeldete Demonstrationen auch ungestört durchgeführt werden können, aber die Gegendemonstranten blieben auf der Straße stehen. Zu einer Auseinandersetzung kam es nicht, weder mit der Polizei noch mit den Rechtsextremisten, vielmehr kehrten die Neonazis auf Vorschlag der Einsatzkräfte um und liefen ihre Route in umgekehrter Richtung ab.

Ein Erfolg für die Gegendemonstranten. "Juristisch war das klar grenzwertig", räumt Bürgermeister Zwingel ein, schließlich ist das Versammlungsrecht ein hohes Gut. Als politisches Zeichen stehe er jedoch voll hinter der Blockade. "Wenn ich sehe, was rechts außen passiert, ist es wichtiger denn je", sagt er. Die beiden Mit-Angezeigten äußern sich ähnlich. "Ich möchte nicht Recht beugen, aber ich möchte mich schon gar nicht vor den Rechten beugen", sagte Dekanin Almut Held den Fürther Nachrichten.

Zirndorf (Landkreis Fürth) hat traditionell kein Problem mit rechtsextremen Aufmärschen, selbst die Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, die schon seit mehr als 50 Jahren besteht, war bislang kein Ziel von Neonazis. "Ich weiß nicht, warum das gerade jetzt passiert", sagt Zwingel. Schon zweimal demonstrierten Neonazis im Juli in der Stadt, nur zwei, drei Handvoll, und jedesmal stellten sich ihnen Hunderte Gegendemonstranten entgegen. "Wenn ich wegen meines Eintretens für die Demokratie angezeigt werde, macht mich das sogar ein Stück weit stolz", sagt Bürgermeister Zwingel.

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