Mittelfranken:Markus Söder will auch ein deutsches Burgenmuseum

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  • Auf der Cadolzburg im Landkreis Fürth war vor etwa 15 Jahren ein Burgenmuseum geplant, dem damaligen Finanzminister war das Projekt zu teuer.
  • Nun kommt so ein Museum nach Thüringen.
  • Finanzminister Söder (CSU) will jetzt aber doch ein Museum auf der Cadolzburg errichten, "nicht nur trockene Historie."

Von Katja Auer, Nürnberg

Es kann gut sein, dass die Geschichte heutzutage anders ausgegangen wäre. Weil der Finanzminister heute ein Franke ist und kaum eine Gelegenheit auslässt, um seiner Heimat eine kleine Wohltat zu erweisen. Die Nürnberger Kaiserburg zum Beispiel hat Markus Söder mit vielen Millionen Euro aufpoliert und die etwas verstaubte Ausstellung in eine sehenswerte Schau verwandeln lassen. Ein Deutsches Burgenmuseum auf der nahen Cadolzburg, Landkreis Fürth, hätte ihm bestimmt gefallen.

Nun, dieses Museum kommt jetzt nach Thüringen, auf die Heldburg im Landkreis Hildburghausen. Die Bayern hätten es auch haben können, allerdings war dem damaligen Finanzminister, einem Münchner, das Projekt vor ungefähr 15 Jahren zu teuer. Die wissenschaftliche Forschungsstelle wollte er nicht finanzieren, eine Ausstellung allein hätte ihm gereicht.

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Den Initiatoren aber nicht, allen voran dem Bauforscher Ulrich Großmann, der das Burgenmuseum konzipiert. Er ist außerdem Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. "Das mit der Cadolzburg hat die damalige Staatsregierung verbockt", sagt Großmann. Also kommt das Burgenmuseum nach Thüringen. Am 8. September soll es eröffnet werden.

Söder will die Cadolzburger nicht darben lassen

Das auf der Cadolzburg dann im nächsten Jahr. Ja, da entsteht trotzdem ein Museum. Denn lange nach jenem Aus für das Projekt kam der Franke Söder ins Amt und der wäre nicht Heimatminister, würde er die Cadolzburger einfach ohne Museum darben lassen. Schließlich stand die Burg ja da, immerhin eine der mächtigsten Burganlagen in Bayern, 1157 zum ersten Mal erwähnt.

Eine "Erlebnisburg" kündigte Söder an und stellte Millionen bereit. Nach dem Ausbau sollte die Cadolzburg "auf gleicher Augenhöhe wie die Nürnberger Kaiserburg" stehen. Und offenbar über der Heldburg. Denn das Projekt in Thüringen "ist deutlich langweiliger als das, was jetzt auf der Cadolzburg stattfindet", sagte er jüngst in einem Fernsehbeitrag. Oha.

Scherzhaft war das, sagt er nun, er sei schließlich für Bayern zuständig, nicht für Thüringen, und auf der Cadolzburg sei nun mal etwas bislang Einmaliges geplant. Dort dürfen die Besucher in der Burgküche mitkochen, in der Schmiede mitschmieden und in der Bauhütte mitbauen. "Nicht nur trockene Historie", sagt Söder, "kein wissenschaftliches Kolleg."

Großmann hält Söders Pläne für wenig originell

Das sieht Großmann auch so. Wenn auch eher als Kritik denn als Lob. "Ich bin immer skeptisch bei Erlebniseinrichtungen, weil das schnell langweilig wird", sagt er über das Museumskonzept auf der Cadolzburg. Eine Comicfigur soll dort durch die Ausstellung führen und die Besucher sollen das Leben im Mittelalter mit allen Sinnen erleben können.

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Was Söder total innovativ findet, hält Großmann für wenig originell. Auf der Heldburg dagegen will er die deutsche Burgengeschichte vom 9. Jahrhundert an präsentieren. Wissenschaftlich aufbereitet, mit vielen Originalen aus dem Depot des Germanischen Nationalmuseums. Auf der Cadolzburg werden hauptsächlich Nachbildungen gezeigt. Und überhaupt die ganze Burg. "Das Ding ist ein Betonbunker mit alten Fassaden", sagt Großmann über die Cadolzburg. Nur die Küche sei noch erhalten. Die Burg sei "saumäßig schlecht saniert" worden, viel Geld habe man einfach verpulvert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg stark zerstört, Jahrzehnte danach begann der Freistaat mit dem Wiederaufbau. Bis die Renovierung irgendwann endete, weil gespart werden musste. Bis Söder kam. Er habe noch einen Hammer gesehen, der einfach liegen geblieben war, als die Sanierung plötzlich gestoppt wurde, erzählt er. Dann hatte er die Idee mit dem Museum.

Mit den alten Geschichten habe das nichts zu tun. Mit Konkurrenz übrigens auch nicht. Beide, Söder und Großmann, finden es sogar toll, dass es bald für jeden was gibt. Auf der Cadolzburg ein Museum über die fränkischen Hohenzollern und ihr Leben und auf der Heldburg eine überregionale Schau zur Burgengeschichte. "Das hat miteinander nichts zu tun", sagt Großmann. Dann ist ja alles gut.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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