Geschichte Bayerns:Wie das Mittelalter wirklich war

Geschichte Bayerns: Die Festung Marienberg über Würzburg mit dem hier residierenden Museum für Franken verwahrt die weltweit größte Riemenschneider-Sammlung mit mehr als 80 Werken des mittelalterlichen Bildhauers.

Die Festung Marienberg über Würzburg mit dem hier residierenden Museum für Franken verwahrt die weltweit größte Riemenschneider-Sammlung mit mehr als 80 Werken des mittelalterlichen Bildhauers.

(Foto: Jan R. Schäfer/Fotografie und Luftbildservice | Jan R. Schäfer)

Das Interesse an dieser Epoche ist riesig. Das Bild, das die Unterhaltungsindustrie von jener fernen Zeit zeichnet, ist jedoch voller Klischees. Das Netzwerk Burg.Museen.Bayern will nun ein realistischeres Mittelalter-Bild vermitteln.

Von Hans Kratzer

Über das Leben im Mittelalter gibt es viele klischeehafte Vorstellungen. Wie es im Detail wirklich war, entzieht sich in der Regel unserer Kenntnis. Nur selten ist die Quellenlage so üppig wie zum Beispiel zur Landshuter Hochzeit von 1475, von der wir sogar wissen, dass dort 285 Brühschweine aus Burghausen verzehrt wurden. Aber nicht nur die Landshuter Hochzeit begeistert als Festspiel die Menschen bis heute. Blockbusterfilme wie "Robin Hood" (2018), Netflix-Serien wie "Vikings" (2013-2020) und Videospiel-Klassiker wie "Age of Empires" (1997-2023) zeigen, dass das Mittelalter die Unterhaltungsindustrie üppig nährt.

Dass solche Fantasy-Bilder das historische Verständnis vieler Menschen prägen, liegt auf der Hand. Zwar bemüht sich so manches Mittelalter-Strategiespiel durchaus um historische Genauigkeit, aber dennoch: "Die Fiktion überschreibt die Wirklichkeit", wie das Netzwerk Burg.Museen.Bayern beklagt. In dem Netzwerk haben sich überregional bedeutende Museen auf Burgen und Festungen in Burghausen, Coburg, Landshut, Passau und Würzburg zusammengeschlossen.

Um die Wahrnehmung zu schärfen, lädt das Netzwerk nun dazu ein, das Mittelalter und die Renaissance mitsamt ihren Kunstwerken, kulturellen Errungenschaften und wissenschaftlichen Fortschritten neu zu entdecken. Gerade auf den Burgen und Festungsanlagen fügen sich Landschaft und Geschichte, Kunst und Lebensart dicht zusammen.

Inhaltlich greifen die Museen das Thema Mittelalter mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf. Diese reichen vom Burgenbau über das Alltagsleben auf der Burg und den Glauben jener Zeit bis hin zur Kunst eines Lucas Cranach d. Ä. und eines Tilman Riemenschneider in Würzburg oder zur Kunst- und Wunderkammer, wie sie auf der Burg Trausnitz zu finden ist. Die Wehranlagen der Veste Coburg und die der Veste Oberhaus über Passau zeigen wiederum, wie Burgen beständig umgebaut werden mussten, wollten sie den Entwicklungen der Waffen- und Kriegstechnik standhalten.

Bis zum 20. Mai dient eine kleine Ausstellung im Münchner Infopoint Museen & Schlösser in Bayern (Alter Hof 1) quasi als Portal zu den genannten Burgen und Museen, in denen in diesem Jahr vielfältige Veranstaltungen plastische und berührende Einblicke in das Leben im Mittelalter geben.

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