Neues Konzept:Augsburg lässt Jugendliche mitbestimmen

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Ein Partizipationskonzept regelt, wie sich junge Leute in die Politik einbringen können. So sollen sie ihre Stadt der Zukunft mitgestalten.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Im neuen Stadtviertel Haunstetten Südwest sollen einmal 10 000 Bewohner leben und 5000 Arbeitsplätze entstehen, es ist das größte Wohnbauvorhaben in Augsburg. Beim Ideenwettbewerb für das neue Quartier durften sich auch junge Augsburgerinnen und Augsburger einbringen, ganz im Sinne von Oberbürgermeisterin Eva Weber. Bis alles fertig ist, können noch 30 Jahre vergehen. "Wer dann dort lebt und wohnt, soll auch mitbestimmen, wie es einmal aussehen wird", sagt Weber. Die CSU-Politikerin ist deshalb froh, dass die Stadt nun ein Partizipationsrecht für Jugendliche an städtischen Entscheidungen beschlossen hat. Beteiligung wie bei der Planung des neuen Stadtviertels soll in Augsburg künftig institutionalisiert sein.

"Rahmenkonzept Partizipation junger Menschen in Augsburg" heißt das Konzept, an dessen Ausarbeitung neben dem Stadtjugendring (SJR) zahlreiche Institutionen der Stadt beteiligt waren. Der sperrige Name wird junge Augsburger nicht unbedingt dazu verleiten, sich in die Politik einzubringen. Vielleicht aber dafür die Versprechen, die damit einhergehen. So sollen junge Bürger im Alter zwischen zwölf und 20 Jahren aus den verschiedenen Teilen der Stadt ihre Ideen unter anderem in einem Jugendforum einbringen und diskutieren und dann an die Politiker herantragen können. In Sitzungen des Jugendausschusses der Stadt sollen die jungen Menschen den Stadträten ihre Anliegen sogar direkt vortragen dürfen.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet

SJR-Geschäftsführer Helmut Jesske hofft, dass auf diese Weise "die Stimmen der Jugendlichen gehört und die Entscheidungsprozesse beschleunigt" werden. Ein Grundproblem bei der Beteiligung junger Menschen seien die Komplexität und Langwierigkeit demokratischer Entscheidungen, da muss es gar nicht um das jahrzehntelange Bauvorhaben eines neuen Stadtquartiers gehen. Meist seien junge Leute bereits erwachsen, wenn ein so simples Vorhaben wie ein Skaterpark endlich gebaut ist, für den sie sich eingesetzt haben - da fahren sie schon lange kein Skateboard mehr. "Das ist dann im Ergebnis völlig irrelevant für die."

"Seit Beginn meiner Stadtratszeit als bis dato jüngste Stadträtin im Jahr 2008 ist es eines meiner größten Anliegen, Jugendlichen mehr Beteiligung zu ermöglichen", sagt Verena von Mutius-Bartholy, Fraktionsvorsitzende von den Augsburger Grünen, die gemeinsam mit der CSU die Stadtregierung bilden. Seit 2008 hat es auch gedauert, bis das Partizipationskonzept nun endlich verabschiedet wurde. Immer wieder scheiterte es am Geld in der notorisch klammen Metropole, lange Jahre fehlte der politische Wille. Der Stadtjugendring hat immer wieder Druck gemacht, auch weil andere bayerische Großstädte wie Nürnberg seit Jahren gute Erfahrungen mit ähnlichen Konzepten machen.

Vier Jahre lang soll die Jugendbeteiligung in Augsburg nun wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden, anschließend könnten auch jüngere Kinder beteiligt werden. Auch Jesske und der Stadtjugendring wollen prüfen, in welchen Teilen das Konzept Nachschärfungen benötigt. Es gebe bereits Jugendliche, die sich einbringen wollen. Andere, die noch nie mit demokratischen Prozessen in Berührung gelangt seien, lernten diese dadurch erst. Dieser Bildungsaspekt ist Jesske enorm wichtig. "Nur wenn ich lerne, wie demokratische Prozesse funktionieren, bin ich auch gestärkt und resilient gegenüber undemokratischen Rattenfängern."

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