Süddeutsche Zeitung

Missbrauchsprozess:Früherer Schüler belastet angeklagten Ettal-Pater

  • Im Prozess gegen den wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagten Pater Georg aus dem Kloster Ettal sagt ein früherer Schüler vor dem Landgericht München aus und belastet den Pater schwer.
  • Der Pater soll zwischen 2001 und 2005 zwei Buben sexuell missbraucht haben. Bei zwei weiteren wirft ihm die Anklage vor, es zumindest versucht zu haben.
  • Das Urteil wird für Ende März erwartet.

Von Heiner Effern

Ein früherer Schüler hat den wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagten Pater Georg aus dem Kloster Ettal schwer belastet. In seiner Aussage vor dem Landgericht München habe der heute 27 Jahre alte Mann alle Vorwürfe so bestätigt, wie sie in der Anklageschrift angeführt seien, sagte eine Sprecherin des Gerichts. Direkte Informationen aus dem Saal B 166 gibt es nicht: Die Öffentlichkeit war auf Antrag der Anwältin des Zeugen von der Befragung am zweiten Prozesstag ausgeschlossen worden.

Jürgen R., wie der 44 Jahre alte Pater bürgerlich heißt, soll in seiner Zeit als Präfekt im Ettaler Internat zwischen 2001 und 2005 zwei Buben sexuell missbraucht haben. Bei zwei weiteren wirft ihm die Anklage vor, es zumindest versucht zu haben. Im Fall des damals 13 Jahre alten C., der am Mittwoch als einer der Hauptbelastungszeugen aussagte, soll Pater Georg ausgenutzt haben, dass der Bub bei ihm im Präfektenzimmer abends eingeschlafen war. Da habe er den Jungen mehrere Minuten lang unter seiner Boxershorts gestreichelt, heißt es in der Anklage. Der Junge sei aufgewacht, habe sich aber schlafend gestellt. Erst als ihn sein Präfekt rüttelte, habe er die Augen geöffnet. Ebenfalls im Herbst 2001 soll der Pater seinen Internatszögling C. im Massenlager einer Berghütte mehrere Minuten in die Hose gegriffen haben.

Pater bestreitet die Vorwürfe

Als der Zeuge diese Vorwürfe auf Nachfrage des Gerichts bestätigte, habe er ruhig und differenziert gesprochen, sagte die Sprecherin. Das Verhältnis zu seinem Erzieher habe er als nicht "völlig ungetrübt" beschrieben und sich dabei auch selbstkritisch gezeigt. Am Nachmittag sollten die Verteidiger des Paters den Zeugen vernehmen. Dabei dürfte es intensive Fragen gehagelt haben, die sich vor allem mit der Glaubwürdigkeit des Mannes auseinandersetzen. Ihr Mandant hatte die Vorwürfe von C. wie auch alle anderen am ersten Prozesstag bestritten. Er könne ausschließen, dass C. bei ihm auf der Couch geschlafen habe, sagt er. Auch den zeitlich nicht konkretisierten Vorfall auf einer Alm habe es nie gegeben. In Frage komme nur eine Hütte, auf der er getrennt von den Schülern in einem Doppelzimmer genächtigt habe.

Seinen damaligen Schüler C. beschrieb der Pater als schwierig. Er habe sich seinen Kameraden überlegen gefühlt und vor ihnen sexuelle Handlungen vorgenommen. Später habe C. die Schule verlassen müssen, weil er seine Mitschüler bestohlen habe. Dafür habe er ihn, seinen Präfekten, verantwortlich gemacht. Die Reaktion von C. auf diese Andeutungen, er habe sich womöglich durch eine Falschaussage rächen wollen, drang bis zum Nachmittag nicht durch die Türen des für die Öffentlichkeit gesperrten Gerichtssaals nach draußen. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt, das Urteil am 26. März erwartet.

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Quelle:
SZ vom 12.02.2015 / heff
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