Missbrauch: Rücktritt vom Rücktritt:Ettal - als sei nichts geschehen

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Erst trat er im Zuge des Missbrauchsskandals zurück, nun ist er wieder im Amt: Die Ettaler Benediktinermönche haben Abt Barnabas Bögle erneut an die Spitze ihres Klosters gewählt.

Die durch den Missbrauchsskandal erschütterte Benediktinerabtei Ettal hat wieder einen Abt: Die derzeit 45 stimmberechtigten Mönche des Ordens wählten den im Februar zurückgetretenen Barnabas Bögle, 53, erneut zum Leiter des Klosters. Die Wahl fand bereits am Sonntag statt, der Vatikan hat das Ergebnis aber erst jetzt bestätigt, wie das Kloster mitteilte.

Wieder im Amt: Abt Barnabas Bögle. (Foto: ag.ddp)

Und der wiedergewählte Abt kündigt in einer Erklärung auf der Homepage des Kloster Ettals an, er sehe sich verpflichtet "mit der notwendigen Transparenz und Entschiedenheit die Aufklärung und Aufarbeitung der Vorkommnisse voranzutreiben". Dabei müssten die Grundsätze gelten, denen sich auch die Deutsche Bischofskonferenz verpflichtet weiß: "Entschiedene Aufklärung, Hilfe für die Opfer, Sicherstellung, dass künftig keine jungen Menschen mehr gefährdet werden".

Bögle war nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs im Internat der Schule auf Drängen des Erzbistums München und Freising zurückgetreten. Das Ordinariat warf Bögle damals vor, gegen kircheninterne Richtlinien im Umgang mit Missbrauchsfällen verstoßen zu haben. Er habe Verdachtsfälle nicht an das Ordinariat gemeldet. Anfang des Jahres war bekanntgeworden, dass es im Kloster Ettal über Jahrzehnte zu sexuellem Missbrauch sowie zu körperlichen und seelischen Misshandlungen an Internatsschülern kam.

In der vergangenen Woche aber hatte die Religiosenkongregation der Römischen Kurie verfügt, dass einer Wiederwahl des Abtes und des Priors Pater Maurus Kraß nichts entgegenstehe. Eine vatikanische Prüfungskommission war zu dem Ergebnis gekommen, dass die frühere Führung des Klosters bei der Aufklärung des Missbrauchsskandals keine Fehler gemacht habe. Das Kloster stellte nun den Antrag ans Kultusministerium, Kraß wieder als Schulleiter einzusetzen.

Erst am Wochenende waren neue Vorwürfe gegen das Kosterinternat Ettal bekanntgeworden. Ein Erzieher ist wegen Missbrauchsverdachts vom Dienst freigestellt worden. Die angebliche Tat soll sich vor etwa 25 Jahren nicht im oberbayerischen Kloster Ettal, sondern im Kloster Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ereignet haben, wie der Sprecher der Benediktinerabtei Ettal sagte.

© SZ vom 13.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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