Missbrauch in Riekofen:Kein Geld für Opfer

Das Bistum Regensburg weist nach den Missbrauchsfällen von Riekofen finanzielle Forderungen zurück. Eine Therapie wird nicht übernommen.

Wenige Tage vor dem Strafprozess gegen den früheren Riekofener Pfarrer wegen Kindesmissbrauchs hat das Bistum Regensburg die Geldforderung eines früheren Opfers zurückgewiesen. Die Familie eines Buben, an dem sich der Priester 1999 sexuell vergangen hatte, verlangt vom Täter und dem Bistum 21.500 Euro unter anderem für eine Therapie.

Missbrauch in Riekofen: Der Turm der Riekofener Kirche.

Der Turm der Riekofener Kirche.

(Foto: Foto: dpa)

Der heutige Student habe bereits vor acht Jahren eine mehrmonatige Therapie gemacht, die der Geistliche bezahlt habe, teilte die Diözese am Montag mit. Die Forderung sei daher unbegründet. Der 40 Jahre alte Ex-Pfarrer muss sich an diesem Donnerstag vor dem Landgericht Regensburg verantworten, weil er sich ab 2004 in Riekofen erneut an einem damals elf Jahre alten Ministranten vergangen haben soll.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann insgesamt 22 Missbrauchsfälle im Laufe von zweieinhalb Jahren vor. Der vorbestrafte Priester saß wegen der Vorwürfe zunächst in Untersuchungshaft und wurde dann in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Die Ermittler gehen von einer großen Wiederholungsgefahr aus, wenn der Priester nicht therapiert wird.

Der Verteidiger des 40-Jährigen hat ein Geständnis seines Mandanten angekündigt. Der Geistliche werde sich bei dem früheren Messdiener entschuldigen und Schadenswiedergutmachung anbieten, sagte der Rechtsanwalt.

Der Mann war wegen des früheren Missbrauchsfalls im Jahr 2000 vom Amtsgericht Viechtach zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er hatte sich während seiner Kaplanszeit in Niederbayern an dem Jungen vergriffen. Die Mutter des Buben hatte dem Bistum Regensburg im vergangenen Jahr vorgeworfen, dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche Missbrauchsfälle vertuschten und sich nicht um die Opfer kümmerten.

Bereits während seiner Bewährungszeit half der Priester als Seelsorger in Riekofen aus, ab September 2004 wurde er dann dort offiziell Ortspfarrer. Mit dem Einsatz des vorbestraften Priesters in der Gemeinde hatte das Bistum entsprechende Richtlinien der Bischofskonferenz missachtet. Die Richtlinien sollen ausschließen, dass verurteilte Priester später jemals wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist wegen des Falls massiv in die Kritik geraten, weil er es immer wieder abgelehnt hat, sich bei den Gläubigen in Riekofen für den Einsatz des Pfarrers zu entschuldigen

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