18 Minuten zum Einkauf:Leise rieselt die Zeit

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Als erste Gemeinde Bayerns hat das unterfränkische Volkach eine Park-Sanduhr eingeführt - sogar die Touristen finden das schick

Von Katja Auer, Volkach

Mit 18 Minuten lässt sich eine Menge anfangen. Robert Lewandowski schießt in der Zeit schon mal drei Tore, man könnte sich ein schnelles Nudelgericht kochen oder ein paar Papierschiffchen falten. Oder in Volkach parken. Genau 18 Minuten lang soll das von Juli an für die Autofahrer kostenlos sein, die sich die neue Sanduhr an die Autoscheibe pappen. Die ersetzt die Brötchentaste am Parkscheinautomaten, die es andernorts für jene Kurzparker gibt, die nur schnell ein paar Semmeln vom Bäcker holen wollen. In Volkach an der Mainschleife ist dann sogar noch Zeit, beim Metzger die Wurst für obendrauf zu kaufen.

Der Stadtrat hat zugestimmt, nun sind die Sanduhren bestellt und können demnächst für vier Euro in den Volkacher Geschäften, bei den Banken und der Tourist-Information gekauft werden. Dass die Parkzeit genau 18 Minuten beträgt, ist dabei weniger ausgeklügelt, als man wegen der krummen Zahl meinen möchte. Das liegt schlicht am Hersteller. Der kann keine 15-Minuten-Uhren. Und jene Modelle, die sonst zum Zähneputzen oder zum Eierkochen verwendet werden, waren den Volkachern zu mickrig. Fünf Minuten, acht Minuten, das war alles zu kurz, sagt Tourismus-Chef Marco Maiberger.

Nun hätten sie in Volkach freilich auch eine Brötchentaste an ihren Parkautomaten installieren können, wie es sie in vielen Kommunen gibt. Aber es hätte zum einen Geld gekostet, die Geräte umzurüsten, und es wäre lange nicht so originell gewesen. Jetzt ist Volkach die erste Gemeinde in Bayern, die eine Park-Sanduhr einführt. Schon bekommt Maiberger Anrufe, sogar von Touristen, die ab und zu in Volkach zu Besuch sind. Sie wollen auch Sanduhren haben, viele Einheimische sowieso. "Die Leute reden darüber", sagt Maiberger. Und das ist ja auch schon was.

Wer nun meint, die Sanduhr einfach umdrehen zu können und so die Parkzeit zu verdoppeln, der täuscht sich. Es wird nämlich zweifarbige Sanduhren geben, bei denen immer eine bestimmte Farbe oben sein muss. Schummeln wird so ausgeschlossen. Außerdem muss die Uhr mit einem Saugnapf innen an einer der vier Seitenscheiben befestigt werden, nicht etwa an der schrägen Frontscheibe, wo der Sand möglicherweise langsamer rieseln würde. Halten sich die Autofahrer nicht daran, stellen die Parküberwacher einen Strafzettel aus. Und der gilt dann auch.

10 000 Euro soll die Sanduhr-Aktion kosten, inklusive Marketing. Der Gewerbeverein beteiligt sich an den Kosten, denn den Einzelhändlern sei sehr daran gelegen, dass die Kunden mit dem Auto vorfahren können, sagt Maiberger. "Wir wollen eine Fluktuation auf den Parkplätzen." Wer länger bleiben will, für den gibt es in Laufnähe zum Zentrum kostenlose Parkplätze. Dann muss auch der Schoppen Wein, der bei einem Volkach-Besuch unbedingt dazugehört, nicht in 18 Minuten geleert werden.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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