Ministerpräsident Seehofer in China:"Zehofu" in der Zukunft

Bayerns Ministerpräsident Seehofer gibt sich bei seinem China-Besuch begeistert. Die Gastgeber lehnen seine Einladung auf ein Bier in München aber ab - und richten eine heikle Bitte an Seehofer. In Bildern

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"Das ist bombastisch": Der Machtmensch Horst Seehofer fühlte sich offensichtlich wohl in der Verbotenen Stadt Pekings, die früher die Kaiser bewohnten. Bei seinem China-Besuch sparte der bayerische Ministerpräsident nicht mit Lob für seine Gastgeber. "Wenn man in die Zukunft schauen will, muss man nach China fahren", sagte "Zehofu" - so wird sein Name ins Chinesische übersetzt - bei seinem Besuch in der Hauptstadt. Schließlich würden die Chinesen "enorm powern", um ihren Lebensstandard zu verbessern.

Hauptzweck der Reise ist die Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten für bayerische Firmen. Doch die "Zukunftsmenschen" aus China hatten vor allem ein heikles politisches Anliegen.

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Chinas Außenminister Yang Jiechi (rechts) bat Seehofer bei einem Treffen um bayerische Unterstützung beim Kampf gegen den Terrorismus. Wenn die Pekinger Führung von "Terrorismus" spricht, meint sie dabei vor allem die uigurische Unabhängigkeitsbewegung. Deren wichtigste Auslandsorganisation, der Uigurische Weltkongress, hat seinen Sitz in der bayerischen Landeshauptstadt München.

Seehofer plant aber nicht, der Bitte Yangs nachzukommen. Der CSU-Chef sagte, die deutschen Behörden könnten nicht auf Grundlage abstrakter "Vorhaltungen" aktiv werden. "Wenn Vorhaltungen von Aktivitäten mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden, brauchen wir dafür verwertbare Grundlagen", sagte Seehofer.

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Seehofer besuchte auch die Pekinger Elite-Universität Qinghua, die mit der TU München ein gemeinsames Forschungslabor für die Entwicklung von Elektromotoren für Autos gegründet hat. "China ist interessant für uns als Absatzmarkt, aber natürlich auch eine gewaltige Konkurrenz" sagte Seehofer.

Seine Rede an der Universität rief bei den chinesischen Zuhörern allerdings wenig Begeisterung hervor. Sie wurde von Beobachtern als zu trocken und "provinziell" kritisiert. Nur einmal, erzählte der Ministerpräsident hinterher, habe er es geschafft auf Seiten der Chinesen "Emotionen zu wecken" - und zwar, als er an den Besuch von Franz Josef Strauß 1975 beim damaligen Partei- und Regierungschef Mao Zedong erinnerte. Strauß sei sein politisches Vorbild, sagte Seehofer dem Vizepremier und dessen Mannen. Da habe es viel "zustimmendes Kopfnicken" gegeben.

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Staatschef Mao - vor dessen Porträt am Eingang zu Pekings Verbotener Stadt Seehofer posierte - hatte Strauß damals persönlich getroffen. Die heutige Staatsspitze - Präsident Hu Jintao und Premier Wen Jiaobao - wollte Seehofer offenbar nicht empfangen. Dafür wurde Seehofer ...

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... auch von Vizepremier Zhang Dejiang (rechts) begrüßt. Um seinen chinesischen Gastgeber zu einem Gegenbesuch nach München zu bewegen, wucherte Seehofer mit den beiden größten Pfunden, die die Landeshauptstadt zu bieten hat: Er schwärmte vom Bier und einem Spiel des FC Bayern München. Doch Zhang antwortete nur mit einem höflichen Lächeln, ohne die Einladung Seehofers anzunehmen.

Bei der China-Reise ging es auch um Urheberrechtsverletzungen, die in China begangen werden. Tian Lipu, der Chef des chinesischen Patentamtes gelobte Besserung - vertröstete den Gast aus dem Westen aber: Erst in zehn bis fünfzehn Jahren werde China ein "reifes System" haben, das Produktpiraterie effizient bekämpfen könne.

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Begleitet wurde Seehofer von Wirtschaftstaatssekretärin Katja Hessel (FDP), etwa 20 Unternehmern - und Ehefrau Karin, hier im Bild. Sie besuchte ein Heim für Kinder, deren Eltern im Gefängnis sitzen - und erwiderte dabei den ungewohnten Gruß der Kinder.

(sueddeutsche.de/ddp-bay/dpa/jab/liv/mel)

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