Miesbach:Versuchte Gefangenenbefreiung - Haftstrafen für vier Angeklagte

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Im August 2021: Einsatzkräfte der Polizei führen vor der Polizeiinspektion einen Tatverdächtigen ab. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Sie rüttelten an den Türen und warfen mit "handgroßen Steinen" nach Polizisten: Eine Gruppe von 26 Menschen hatte im August 2021 die Polizeiinspektion Miesbach regelrecht belagert - um so die Freilassung von zwei Inhaftierten zu erzwingen.

Dass sie im Dienst in Konfliktsituationen geraten, gehört für Polizisten zum Beruf. Doch das, was sich im vergangenen August vor den Polizeiinspektion im oberbayerischen Miesbach abgespielt hat, das seien "bayerische Polizisten nicht gewohnt", wie es ein Präsidiumssprecher im Nachhinein formuliert hat. Mehr als zwei Dutzend Mitglieder einer Großfamilie hatten sich vor der Tür der Dienststelle versammelt, um einen zuvor festgenommenen Angehörigen freizubekommen.

Jene vier Männer, die von der belagerten Polizei damals als Rädelsführer ausgemacht worden waren, hat das Amtsgericht München nun wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Landfriedensbruchs zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt.

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Zwischen einem Jahr und einem Jahr und fünf Monaten verhängte das Gericht, jeweils ohne Bewährung. Die vier Männer im Alter zwischen 23 und 48 Jahren waren laut Anklage Teil einer Gruppe von 26 Menschen, die einen der Ihren aus dem Polizeigewahrsam befreien wollten.

Der junge Mann hatte die Nacht auf der Wache verbringen müssen, weil ihn die Beamten am Abend zuvor im nahen Hausham wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch vorläufig festgenommen hatten. Das Opfer soll laut den damaligen Angaben ein Kind im Vorschulalter sein, das ebenfalls zu der Familie gehört. Gegen den Mann läuft ein separates Strafverfahren.

Die Großfamilie, die auf der Durchreise mehrere Tage in Hausham verbracht hatte, zog am nächsten Tag vor die Miesbacher Inspektion und verlangte der Freilassung ihres Angehörigen und später auch die eines 43-Jährigen, den die Polizei als Anführer der wütenden Menge ebenfalls festnahm. Laut Anklage drohten die Belagerer mit geballten Fäusten "und versuchten sich durch Rütteln und Klopfen an der Türe Eintritt in das Gebäude zu verschaffen".

Polizisten wurden demnach "mit handgroßen Steinen, Schuhen, Plastikflaschen sowie weiteren Gegenständen" beworfen und mit Fäusten ins Gesicht geschlagen. Erst ein eilig zusammengezogenes Großaufgebot brachte die Lage unter Kontrolle. Drei der vier Urteile sind nach Angaben einer Gerichtssprecherin bereits rechtskräftig.

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