Miesbach:Schlamperei versaut Schutzgebiet

Miesbach: Die Söllbachaualm oberhalb von Bad Wiessee wird gerade zur "Saurüsselalm" umgebaut.

Die Söllbachaualm oberhalb von Bad Wiessee wird gerade zur "Saurüsselalm" umgebaut.

(Foto: Verein zum Schutz der Bergwelt (oh))

Weil das Landratsamt die Karten nicht mehr findet, steht der Kreis Miesbach gerade weitgehend ohne Landschaftsschutz da. Dabei ging es eigentlich nur um die Saurüsselalm.

Von Matthias Köpf, Miesbach

Wenn ein Urteil gesprochen ist, könnte der Fall ja erledigt sein, zumindest für die aktuelle Instanz. Der Umbau der Söllbachaualm bei Bad Wiessee zu einer tegernseegemäßen Ausflugsdestination namens "Saurüsselam" könnte zwar auch noch eine weitere Instanz beschäftigen. Doch zumindest das Verwaltungsgericht München hat sein überwiegend zustimmendes Urteil schon vor ein paar Wochen gesprochen. Nur geschrieben hat es noch nicht genug. Und so wartet man nahezu im halben Landkreis Miesbach auf die schriftliche Urteilsbegründung - und zwar speziell in der "Egartenlandschaft um Miesbach", in "Schliersee und Umgebung", am "Spitzingsee und Umgebung", am "Tegernsee und Umgebung", im "Obersten Leitzachtal und Umgebung bei Bayrischzell" und im "Weissachtal". So heißen nämlich die sechs Landschaftsschutzgebiete, die mit der Urteilsbegründung nach allgemeiner Erwartung hinfällig werden.

Dabei hat das Gericht ja eigentlich nur den Umbau der Alm beurteilt. Dabei kam aber auch der Landschaftsschutz zur Sprache, in diesem Fall am "Tegernsee und Umgebung". Dieses Schutzgebiet stammt wie die fünf anderen aus dem Jahr 1955, und seither gab es für das Miesbacher Landratsamt offenbar genug Gelegenheit, die dazugehörigen Karten zu verlieren. Hervorholen musste es die Verordnungen ja oft genug, denn diese sehen für die Schutzgebiete ein flächendeckendes Bauverbot vor. Und weil trotzdem dauernd irgendwo gebaut werden sollte, mussten Amt und Kreistag jedes Mal wieder an den Gebieten basteln. Dass aber die Schutzgebiete ohne die Karten ungültig sein könnten, hat dem Landratsamt schon 2019 ein Richter in einem anderen Fall erklärt. Und in Sachen Saurüssel war dann davon die Rede, dass so ein umfassendes Bauverbot sowieso kaum mehr haltbar sein dürfte.

Im Landratsamt könnte man da fast schon wieder erleichtert sein, dass die Schutzgebiete womöglich auch so hinfällig wären und nicht nur wegen der eigenen Schlamperei. Und weniger Ausnahmen müsste man ja auch machen, wenn die Schutzgebiete gar nicht gälten. Wie das aber gerade ganz genau ist, war zuletzt etwa auch in Schliersee unklar, wo sie ein größeres Hotelprojet bei Neuhaus deswegen wieder mal auf die lange Bank geschoben haben. Der Miesbacher Kreistag hat sich zuletzt immerhin zum Landschaftsschutz bekannt. Er will möglichst bald rechtsgültige Verordnungen beschließen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusAlpen
:"Von oben wirken Probleme meist kleiner"

Gipfelcoachin Andrea Kausche führt gestresste Führungskräfte durch die Berge. Wie das Rattern der Gedanken vor der Weite der Alpen langsam leiser wird.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: