Süddeutsche Zeitung

Miesbach:Der erste grüne Landrat ist abgewählt

Die CSU hat den Landratsposten im traditionell konservativen oberbayerischen Landkreis Miesbach zurückerobert. Bei der Stichwahl am Sonntag verlor Amtsinhaber Wolfgang Rzehak, der 2014 nach der Miesbacher Amigoaffäre um seinen Vorgänger Jakob Kreidl (CSU) erster grüner Landrat in ganz Bayern geworden war, seinen Posten. Neuer Landrat wird der bisherige Holzkirchener Bürgermeister Olaf von Löwis. Schnell zeichnete sich am Sonntagabend ab, dass es Löwis fast auf eine Zweidrittelmehrheit bringen würde, am Ende waren es 65,4 Prozent.

Vor sechs Jahren hatten die Wahlhelfer im unterfränkischen Kreis Miltenberg etwas schneller ausgezählt als die in Miesbach, weshalb die Miltenberger Grünen ihren Landrat Jens Marco Scherf als ersten grünen Landrat ausgerufen hatten. Allerdings war Scherf auch von der SPD und der ÖPD unterstützt worden, während Rzehak allein auf dem Grünen-Ticket ins Amt gelangt war. Im Gegensatz zu Rzehak hat Scherf sein Amt gleich im ersten Wahlgang mit 69,3 Prozent der Stimmen verteidigt.

Rzehak hatte sich seit seiner Wahl keine groben politischen Schnitzer erlaubt und war 2016 sogar den Gebirgsschützen in seiner Heimatgemeinde Gmund am Tegernsee beigetreten. Unter Druck geraten war er vor allem durch das Verfahren für ein neues Wasserschutzgebiet um die Quellen der Münchner Stadtwerke im Mangfalltal. Während seine Vorgänger das überfällige Verfahren auf die lange Bank geschoben hatten, nahm es Rzehak als braver Behördenleiter auf Geheiß der Staatsregierung wieder auf, konnte dann aber nicht verhindern, dass es einige wütende Widerständler mit der Unterstützung sehr konfliktorientierter Anwälte und PR-Strategen sowie mit der Schützenhilfe von CSU und Freien Wählern zum Platzen brachten.

Ansonsten hatte der bekennende Realo Rzehak als Landrat und zuletzt im Wahlkampf recht zurückhaltend agiert und dadurch manche Anhänger enttäuscht, die sich eine Art grüne Revolution erhofft hatten. Über eine Mehrheit im Kreistag hat Rzehak ohnehin nie verfügt. Bei den Kreistagswahlen vor zwei Wochen hat die CSU mit ihren 36,1 Prozent 22 der insgesamt 60 Sitze errungen, doppelt so viele wie die Grünen mit ihren 19,3 Prozent. Mit anderen Gruppen gab und gibt es im Gremium eine klare konservative Mehrheit.

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SZ vom 30.03.2020 / kpf
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