Miesbach:Abschied vom Masterplan

Unterfranke tätowiert sich Schliersee-Panorama auf die Wade

Der Schliersee ist so schön, dass er sich auch als Wadltatoo eignet.

(Foto: F. Bachmeier/Gästeinformation Schliersee)

Das ehrgeizige Tourismuskonzept des ehemaligen Miesbacher Landrats Kreidl wird abgewickelt

Von Matthias Köpf, Miesbach

Auch jenseits aller akademischen Ambitionen samt erschwindeltem Doktortitel war die Ära des einstigen Miesbacher Landrats Jakob Kreidl (CSU) von einem Ehrgeiz geprägt, der inzwischen vielen als deutlich zu groß erscheint. Nach Kreidls erzwungenem Rückzug sitzt sein Nachfolger Wolfgang Rzehak (Grüne) seit 2014 auf einem Schuldenberg von der Höhe des Wendelsteins und ist mit dem Aufgeben von Kreidls alten Masterplänen beschäftigt. Jetzt ist der Masterplan Tourismus an der Reihe, dessen Umsetzung einst zu je einem Drittel vom Landkreis, von allen 17 Gemeinden und von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee als Kreidls notorischer Wunscherfüllerin bezahlt werden sollte.

Teil dieses Masterplans war es 2010, die zuvor als Verein organisierte "Alpenregion Tegernsee Schliersee" (ATS) zur zentralen bis zentralistischen Vermarktungsorganisation für den Tourismus im Landkreis zu machen. Doch vor allem die Schlierseer wollten sich die Hoheit über ihren Fremdenverkehr nicht entwinden lassen - zur heimlichen Freude mancher am Tegernsee, die mit ihrer Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) zwar das Vorbild für die ATS waren, aber auf keinen Fall darin aufgehen wollten. Der Kuchen, den es zu verteilen gilt, ist groß: Mit mehr als zwei Millionen Übernachtungen im Jahr 2015 sollen die Gäste der heimischen Wirtschaft laut Landratsamt einen Umsatz von 295 Millionen Euro gebracht haben.

Weitere 140 Millionen Umsatz kommen von den Tagesausflüglern. Im Vergleich dazu sind die Ausgaben für die ATS überschaubar. Doch nachdem die Regierung von Oberbayern dem klammen Kreis dringend nahegelegt hat, seine Ausgaben für die ATS von zuletzt 850 000 Euro im Jahr zu halbieren, wird wieder dezentralisiert. Im Sommer ist die ATS von der politisch gelenkten und dabei in unentwegtes kommunales Hickhack verstrickten Dachorganisation zu einem selbständigen Kommunalunternehmen geworden. Als solches soll sie weiterhin die gemeindeübergreifenden Dienste beim Tourismus-Marketing leisten. Um Aufträge aus den einzelnen Gemeinden muss sich die ATS von 2017 an aber selbst bemühen und dafür einzeln mit ihnen abrechnen. Die "logische Konsequenz" aus all dem wäre für ATS-Vorstand Harald Gmeiner zwar irgendwann wieder eine zentrale Organisation. Die dürfe man dann aber niemandem von oben überstülpen, sondern müsse sie von unten entstehen lassen.

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