Unter Bayern:Sterne-Restaurants statt Supermärkte

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In Neunburg vorm Wald gibt's zwar immer weniger Bäcker und Metzger, dafür aber das beste Restaurant von ganz Ostbayern. (Foto: Sebastian Beck)

Die wohnortnahe Versorgung auf dem Land ist in Gefahr? Von wegen. Das nächste Michelin-prämierte Restaurant ist in der bayerischen Pampa nie weit.

Glosse von Deniz Aykanat

Vor allem Steine und kalte Winde gibt es in der Oberpfalz. Das seien die Klischees über seine Heimat, hat einmal der Oberpfalz-Chronist Simon Süß gesagt, der todesmutig und in luftigen Turnschuhen jeden Winkel des zugegebenermaßen oft sehr steinernen und einsamen Regierungsbezirks bereist und fotografiert hat. Und es gibt Kartoffeln. Sehr viele Kartoffeln. Das wiederum ist kein Klischee. Die Kartoffel ist hier identitätsstiftend, so sehr, dass man früher von der "Erdäpfelpfalz" sprach.

Ein Blick in jedes Oberpfälzer Kochbuch zeigt, es gibt eine ganze Welt an Kartoffelgerichten: Bröselschmarrn, Schoppala, Schlosserboum, Erpfldotsch, Erdäpfelsterz und so weiter und so fort. Gott sei Dank ist die Fastenzeit vorbei. Fährt man hier über die Landstraßen, sieht man alle paar Kilometer ein Schild am Straßenrand, auf dem mit einem einzigen Wort (wichtig: im Singular!) auf den Verkauf direkt vom Bauern hingewiesen wird: "Kartoffel".

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Umso erstaunlicher (oder völlig naheliegend) ist es, dass in der Kartoffel-Hochburg auch die Spitzengastronomie blüht. Gerade wurden wieder die Michelin-Sterne vergeben und in der Oberpfalz gibt es sage und schreibe acht Sterne-Schuppen. Nur drei davon residieren in Regensburg, der Rest liegt gut versteckt und verteilt in der Pampa wie kostbare Ostereier.

Über die Infrastruktur auf dem bayerischen Lande wird ja gerne mal hergezogen. Vor allem die wohnortnahe Versorgung bereitet seit Jahren Kopfschmerzen. Für einen Besuch beim Arzt, in der Bankfiliale oder einer gewöhnlichen Grundschule muss man oft tagesfüllende Reisen planen. Orte, wie etwa Neunburg vorm Wald, stemmen sich gegen den Niedergang. Vom Bäcker, Metzger, Supermarkt im Ort oder gar Schuhladen sprechen sie hier nur noch in der Vergangenheit.

Moment. Neunburg vorm Wald... Da klingelt es doch irgendwie. Das beste Restaurant von ganz Ostbayern, so ist zu lesen, nämlich das Zwei-Sterne-Restaurant "Obendorfers Eisvogel", ist im oberpfälzischen Hofenstetten anzutreffen, einem Kirchdorf mit knapp 130 Einwohnern, einem Gemeindeteil von Neunburg vorm Wald.

Also wenn der Kartoffelkeller mal geleert sein sollte: Das nächste Gourmet-Restaurant ist in der Oberpfalz nicht weit. Wenn man ein Auto hat. Und viel Geld.

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:"Ich wollte das ganze verdammte Ding zeigen"

250 000 Kilometer, 26 000 Euro Spritkosten und ein Hirsch, der ihm den Kühlergrill wegreißt: Fotograf Simon Süß hat einiges auf sich genommen, um zu zeigen, dass es in der Oberpfalz mehr gibt als Kartoffeln, Steine und kalte Winde.

Von Deniz Aykanat

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