Süddeutsche Zeitung

Memmingen:Zukunft des Allgäu Airport steht auf der Kippe

Lesezeit: 2 min

Von Stefan Mayr, Memmingen

Die Zukunft des Allgäu Airports in Memmingen steht nach wie vor auf der Kippe. Zwar haben etliche benachbarte Kommunen und Landkreise zuletzt beschlossen, dem klammen Flughafen mit Grundstückskäufen im Wert von knapp sieben Millionen Euro unter die Arme zu greifen. Doch in der Stadt Memmingen und im Landkreis Unterallgäu - diese wären die Käufer mit den größten Anteilen - regt sich Widerstand in Form von Bürgerbegehren. Sollten diese Erfolg haben und die Beteiligung der Stadt sowie des Kreises verhindern, dann wäre das Rettungskonzept des drittgrößten bayerischen Flughafens wohl gescheitert.

Im Memminger Rathaus haben Bürger in der vergangenen Woche bereits eine Liste mit 2400 Unterschriften übergeben. In Mindelheim will die Initiative mit dem sperrigen Namen "Bündnis für verantwortlichen Umgang mit Steuergeldern - kein Geld für Flughafengrundstücke" noch in dieser Woche etwa 6000 Unterschriften im Landratsamt Unterallgäu vorbeibringen. Ziel beider Initiativen: Sie wollen verhindern, dass Stadt und Kreis wie geplant Millionenbeträge in Flughafengrundstücke investieren, deren Wert ihrer Meinung nach noch gar nicht geklärt ist.

Der Flughafen will 8,2 Millionen Euro einsammeln

"Wir denken, dass die Stadt dringendere Probleme hat", sagt Florian Frey aus Memmingen. "Bei den Schulen, Krankenhäusern und anderen Dingen der Daseinsvorsorge fehlt das Geld", kritisiert er, "aber beim Flughafen werden gönnerhaft private Investoren unterstützt, die offenbar nicht mehr weiter wollen".

Insgesamt will der Airport 8,2 Millionen Euro von den Städten und Kreisen einsammeln. Bislang gibt es folgende Zusagen: Die Landkreise Unterallgäu (2,45 Millionen), Oberallgäu (1,37), Ostallgäu (0,72) sowie die Städte Memmingen (2,15), Kempten (0,65) und Kaufbeuren (0,25) wollen insgesamt 6,59 Millionen Euro zahlen. Die Kreise Neu-Ulm und Lindau wollen sich nach der Sommerpause entscheiden.

Fliegerhorst soll ausgebaut werden

Die Unterstützung der Allgäuer Politik hatte die Staatsregierung zur Bedingung gemacht, um ihrerseits weitere 2,2 Millionen Euro locker zu machen. Zudem wollen die 80 privaten Gesellschafter des Flugplatzes ihre Einlagen um weitere 3,5 Millionen Euro erhöhen. Mit dem Geld soll der ehemalige Bundeswehr-Fliegerhorst ausgebaut werden, um ihn wettbewerbsfähig zu machen. Bislang macht er Verluste in Millionenhöhe, Ende 2014 drohte kurzfristig sogar die Insolvenz.

Es sei nicht zu verantworten, so steht es auf den verteilten Unterschriftenlisten, dass mit Steuergeld Flächen zum Preis von 50 Euro pro Quadratmeter gekauft werden, welche die Besitzer vor zehn Jahren für 1,50 Euro gekauft haben und bislang aber nicht vermarkten konnten. Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid sieht das anders: "Der Flughafen ist in der Region angekommen", lobt er das Engagement der Städte und Kreise. Es sei einmalig und vorbildlich, dass private Unternehmen derart viel Geld in die öffentliche Infrastruktur investieren.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2015
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