Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bamberg:Die Melanie der Herzen

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Als Gesundheitsministerin ist Melanie Huml gescheitert, als Europaministerin ist sie nahezu bedeutungslos. Doch in ihrer Heimatstadt könnte sie nochmal durchstarten.

Von Katja Auer

Karl Lauterbach ist noch gar nicht offiziell im Amt, da ist er schon zum Gesundheitsminister der Herzen geadelt worden, selbst CSU-Chef Markus Söder hat dem SPD-Mann gratuliert. Söder selbst war ja von seiner eigenen Partei zum Kanzlerkandidaten der Herzen ernannt worden, nachdem es für den realen Posten nicht gereicht hatte, möglicherweise besteht da eine gewisse Verbundenheit.

Lauterbach ist Mediziner und Epidemiologe und wird nun Gesundheitsminister, das ist überraschender, als es klingen sollte, tatsächlich kann auch eine Steuerfachangestellte Landwirtschaftsministerin werden (Michaela Kaniber) und ein Landwirt Finanzminister (Albert Füracker). Wichtiger sind, so heißt es gemeinhin, Durchsetzungskraft, Führungskompetenz und das berühmte politische Gespür. Von Herz ist selten die Rede.

Ihr Fachwissen jedenfalls hat die Medizinerin Melanie Huml nicht gerettet, als Söder sie als Gesundheitsministerin ersetzte. Durch Klaus Holetschek, der ist Jurist. Eine Standardqualifikation, so scheint es, alleine im bayerischen Kabinett finden sich sieben Volljuristen.

Huml ist nun Europaministerin, sicher eine ehrenvolle Aufgabe, sie lässt aber möglicherweise ein bisschen mehr Zeit für andere Tätigkeiten. Das könnte der eine Grund sein für ihre neuesten politischen Ambitionen, der andere, dass sie daheim in Bamberg nach wie vor die Melanie der Herzen ist. Sie soll Gerüchten zufolge den CSU-Kreisvorsitz in Bamberg übernehmen und zwar, Achtung, in einer Doppelspitze! Ihr Duettpartner ist nicht direkt ein Mann der Herzen, sondern wird von der Lokalzeitung als "Friedrich Merz der Bamberger CSU" betitelt.

Dessen Empfehlungen von der Seitenlinie konnten Bambergs Andi der Herzen lange egal sein, Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) wurde schon dreimal wiedergewählt. Aber der leutselige SPD-Mann ist angeschlagen, die Ermittlungen zu einer Finanzaffäre im Rathaus stehen vor dem Abschluss, ein Strafbefehl wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses machte zudem schlechte Stimmung. Und die Bamberger fragen sich, ob Starke die Legislaturperiode zu Ende bringt.

Bringt sich Melanie Huml also in Stellung? Sie hätte nach einigen sehr glücklosen CSU-Kandidaten wohl eine Chance auf den Chefstuhl im Rathaus. Höhere womöglich als auf einen im nächsten Kabinett. Und Heimatstadt ist doch von Haus aus Herzenssache, oder nicht?

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