Maskenaffäre:Andrea Tandler überraschend in Untersuchungshaft

Lesezeit: 1 Min.

Die Werbeunternehmerin Andrea Tandler war vor etwa einem Jahr zum Masken-Untersuchungsausschuss zur Zeugenvernehmung geladen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Tochter des einstigen CSU-Generalsekretärs Gerold Tandler hatte mit einem Partner bei Maskendeals 48 Millionen Euro Provision kassiert. Anlass für die U-Haft sind Steuerermittlungen.

Von Klaus Ott

Für die CSU und ihren Chef Markus Söder waren die Maskenaffären, die der Partei zwischenzeitlich schwer geschadet hatten, eigentlich schon längst ausgestanden. Doch jetzt rückt ein Paukenschlag der Münchner Justiz diese Affären plötzlich wieder in den Blickpunkt. Andrea Tandler, Tochter des einstigen CSU-Generalsekretärs und Ex-Ministers Gerold Tandler, kam am Dienstag überraschend in Untersuchungshaft; zusammen mit einem Geschäftspartner.

Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am Dienstagabend auf Anfrage indirekt die Verhaftung der Tandler-Tochter und ihres Partners, ohne allerdings den Namen Andrea Tandler zu nennen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die "Beschuldigten T. und N." seien am späten Vormittag festgenommen und am frühen Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt worden. Die von der Staatsanwaltschaft beantragten und vom Amtsgericht München erlassenen Haftbefehle seien "in Vollzug gesetzt" worden, die Beschuldigten blieben also derzeit in Haft. Es gehe um steuerrechtliche Vorwürfe. Zuerst hatte die Welt darüber berichtet.

SZ PlusMaskenaffäre
:Söders Schlussauftritt in Heldenpose

Als letzter Zeuge im Untersuchungsausschuss Maske kommt der Ministerpräsident. Die Verantwortung für CSU-Mauscheleien und Millionengeschäfte mit Corona-Schutzkleidung weist er von sich. Ansonsten hält er seine Arbeit und die seiner Regierung in der Pandemie für "meisterhaft".

Von Andreas Glas und Johann Osel

Mit T. ist Andrea Tandler gemeint. Die Tandler-Tochter hatte zusammen mit ihrem Partner N. im Jahr 2020 für die Schweizer Firma Emix den Verkauf von Corona-Schutzmasken an mehrere Ministerien in Deutschland vermittelt. Das lief größtenteils über CSU-Kanäle. Die beiden hatten dafür Provisionen in Höhe von 48 Millionen Euro kassiert, was zu großer Empörung bis hinein in die CSU führte. Als die Staatsanwaltschaft München I davon erfuhr, begannen Ermittlungen erst wegen Geldwäscheverdacht und dann auch wegen mutmaßlicher Steuerdelikte. Beim Verdacht der Geldwäsche kam die Ermittlungsbehörde allerdings nicht weiter.

Übrig bleibt der Verdacht von Delikten bei der Gewerbe- und bei der Schenkungssteuer. Die Tandler-Tochter und ihr Partner sollen mehrere Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Andrea Tandler und ihr Partner haben von Anfang an allen Vorwürfen widersprochen. Warum es bei den Ermittlungen, die bereits seit 2021 laufen, jetzt zu der Verhaftung kam, war am Dienstagabend nicht in Erfahrung zu bringen. Für eine U-Haft kommen eine Flucht- oder eine Verdunkelungsgefahr in Betracht. Ob die Verdachtsmomente und die Haftgründe Bestand haben, bleibt abzuwarten. Für die beiden Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung. Der Anwalt von Andrea Tandler war am Dienstagabend telefonisch nicht erreichbar.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivMaskenaffäre
:Politiker der Freien Wähler saß womöglich zu Unrecht in Untersuchungshaft

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wirft Matthias Penkala vor, Bayern beim Handel mit Corona-Schutzmasken um einen Millionenbetrag betrogen zu haben. Das Landgericht zeigt sich deutlich zurückhaltender.

Von Klaus Ott

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: