Markus Söder:Die CSU soll jünger, grüner, weiblicher werden

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Wenn der Ministerpräsident im Januar zum CSU-Vorsitzenden gewählt wird, wolle er auf Teamgeist setzen, erklärte er am Montag. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
  • Markus Söder will als CSU-Chef alle Gesellschaftsschichten ansprechen. Jünger, grüner und weiblicher soll die CSU werden, aber keine Stammwähler verlieren.
  • Gegen Söder als CSU-Chef gibt es aber auch Vorbehalte, manchen gilt der Ministerpräsident als rücksichtloser Solist.
  • Nicht wenige würden sich Manfred Weber als Parteivorsitzenden wünschen, der aber EU-Kommissionspräsident werden will. Söder will mit ihm sehr eng zusammenarbeiten.

Von Wolfgang Wittl, München

Für einen Mann, der sich nach eigenen Worten erst am Wochenende entschlossen hat, den Parteivorsitz der CSU zu übernehmen, ist Markus Söder exzellent vorbereitet. Söder hat ein Stück Papier mit Notizen mitgebracht, er spricht aber weitgehend frei. Am Sonntag hat er seine Bereitschaft erklärt, auf dem Sonderparteitag am 19. Januar die Nachfolge von Horst Seehofer anzutreten. Montagmittag stellt er erstmals seine Pläne vor, wie er sich die neue CSU vorstellt. Die Pressekonferenz findet in Saal 3 im Landtag statt, im Fraktionsraum der Grünen. Der Ort ist gut gewählt. Jünger, grüner, weiblicher soll die CSU werden - und trotzdem keine Stammwähler zurücklassen. Das ist Söders Botschaft an diesem Tag: Die Volkspartei CSU soll ihr einst breites Dach wieder über alle Gesellschaftsschichten ausbreiten. Nur: Ist er der Richtige dafür?

Söder weiß um die Zweifel an seiner Person. Gewiss, viele Parteifreunde haben ihn aufgefordert, er müsse als Ministerpräsident jetzt auch CSU-Chef werden. Nur die Bündelung der Ämter verleihe die Kraft, um christsoziale Ziele außerhalb Bayerns durchzusetzen. Aber es bleiben auch Vorbehalte. Machtbewusst trieb Söder seine Karriere voran, bis er als jüngster bayerischer Ministerpräsident in der Staatskanzlei saß. Sein Kabinett dominiert er wie kaum einer seiner Vorgänger, der Landtagswahlkampf war ganz auf ihn zugeschnitten. Die Skepsis, er sei ein rücksichtsloser Solist, gilt es auszuräumen. "Nur im Team" werde die CSU wieder erfolgreich sein können, versichert Söder. Die Zeiten der "One-Man-Show" seien vorbei. Offen bleibt, wer damit gemeint ist: Seehofer? Er selbst?

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Söder ist kein Teamspieler, er kann nicht integrieren. Manfred Weber wäre der bessere Parteichef gewesen. Die CSU muss sich öffnen.

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Söders Diagnose der geschwächten CSU klingt so: Die Partei wolle sich erneuern, sie wolle aber auch zur Ruhe kommen nach turbulenten Jahren mit internen Debatten. Öffnen müsse sich die CSU, wieder mehr reden mit Gruppen, die sich abgewendet haben - einige wohl auch wegen Söders Politik. Er nennt Kirchen und Kulturschaffende, Flüchtlingshelfer und Patrioten. Für alle müsse die Partei wieder Heimat bieten. "Es ist auch manches an Seelenarbeit notwendig in der CSU, um vieles wieder miteinander zu versöhnen." Er wisse, das sei nicht leicht, "auch für mich nicht". Aber der Auftrag sei klar: Zusammenführen müsse der Parteichef. Söder sieht darin eine "Form von persönlicher Reifeleistung, die man erbringen muss".

Über einen Politiker spricht Söder am Montag besonders ausführlich. Eine ganz enge Zusammenarbeit mit Manfred Weber strebe er an, jenem Mann, den nicht wenige in der Partei gerne an Söders Stelle auf dem Stuhl des CSU-Chefs sehen würden. Weber sagte am Samstag ab, als Spitzenkandidat der europäischen Christdemokraten für die Europawahl im Mai wäre der Parteivorsitz für ihn im Moment mehr Ballast als Unterstützung. Weber will EU-Kommissionspräsident werden, Söder sichert ihm alle Unterstützung zu. Einen pro-europäischen Wahlkampf wolle die CSU führen, kein "Sowohl-als-auch" wie 2014, Weber habe alle strategischen Freiheiten.

Zur Partnerschaft mit der Schwesterpartei CDU legt Söder ein klares Bekenntnis ab, räumt indirekt sogar eigene Fehler ein. Der Flüchtlingsstreit im Sommer, den er maßgeblich befeuert hatte, habe geschadet. Er habe persönlich viel gelernt im Wahlkampf, manche Entscheidung habe sehr schnell getroffen werden müssen, vielleicht zu schnell. Ein "Stabilisierungsfaktor" in allen Regierungen wolle die CSU sein, auch in Berlin, wo Söder künftig öfter anzutreffen sein wird. Seehofer dankt er für seinen "klaren Weg" in den vergangenen Tagen. Seehofers Amt als Bundesinnenminister stellt Söder vorerst nicht infrage. Man wolle in Berlin Kontinuität, "stabil mit Stil" müsse sich die CSU präsentieren. Auch in der Partei setzt Söder auf Bewährtes, Markus Blume soll Generalsekretär bleiben. Demut verspricht Söder, Gespräche mit der Basis, um die CSU "zu alter Stärke, Selbstsicherheit und Akzeptanz" zu führen. Das alles werde dauern - eher fünf Jahre als zwei Monate.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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