Mitten in Bayern:Markus Söder und das Fleisch

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Auf das Nürnberger Traditionsgericht will Markus Söder wohl eher ungern verzichten. Aber zählt Wurst überhaupt, wenn man Fleischkonsum reduzieren möchte? Im Bundestagswahlkampf hat er das Gericht auch Armin Laschet kredenzt. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Visionär wie er ist, sieht der Ministerpräsident Zusammenhänge, die sonst niemand erkennt. Diesmal geht's um Tierhaltung, Fleischpreise und Cannabis. Und irgendwie natürlich Bratwürste.

Von Andreas Glas

Noch ein Jahresrückblick, diesmal: Markus Söder und das Fleisch. Los ging das im Februar beim Politischen Aschermittwoch, über den der Ministerpräsident sagte: "Die CSU hat ihn erfunden und die anderen machen es nach. Das ist wie Tofu-Wurst oder Veggie-Burger - theoretisch möglich, aber sinn- und geschmacklos." Das brachte Söder, nun ja, Beef mit der Tierschutzorganisation Peta ein.

Die Flunkerei, dass die CSU den Politischen Aschermittwoch erfunden habe, ließ man ihm noch durchgehen. Und, ja, über Geschmack darf man streiten. Dass aber Fleischverzicht sinnlos sei, wollte Peta nicht stehen lassen - und konterte am 1. April mit einer Scherznachricht auf ihrer Homepage: "Markus Söder lebt jetzt vegan." Dazu ein Foto: Söder mit Popeye-Muckis und Petersilie zwischen den Zähnen.

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Im Frühjahr oder Sommer muss Söder dann der Gedankenblitz getroffen haben, dass es doch eine Kausalität geben könnte zwischen Fleischkonsum und Klimakrise. Im September wurde er gefragt, worauf er denn so verzichte, um CO₂ zu reduzieren. Söder sagte tatsächlich, er versuche, "weniger Fleisch" zu essen, was "schwer für einen Bayern" sei.

Wie schwer das zumindest für Söder ist, war tags darauf zu beobachten, in einer Wirtsstube in Nürnberg, wo der Verfasser dieser Kolumne mit dem CSU-Chef beim Gespräch saß und zusah, wie dieser acht Bratwürste orderte. Wollte er nicht...? Tue er doch, sagte Söder, früher habe er immer zwölf Würste bestellt.

Nun ist Dezember und Söder grinst aus der Bild-Zeitung, in den Händen: ein Teller mit Bratwürsten, man zählt natürlich nach. Zehn Stück! Okay, das Foto ist älter, nicht aber diese Söder-Forderung: "Ampel soll uns nicht vorschreiben, was wir essen." Söder zeigt sich irritiert, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir höhere Fleischpreise will, "auf weniger Tierhaltung unserer Bauern und dafür auf mehr Cannabis-Anbau" setze. Hä?

Erst neulich hat Twitter ja gestaunt, wie Söder die Abschaffung der epidemischen Notlage durch die Ampelkoalition mit deren Legalisierungsplänen für Cannabis in einen Zusammenhang setzte. Diesmal ist Spott aber fehl am Platz. Es ist ja wissenschaftlich bewiesen, dass Kiffen hungrig macht, manche also auch fleischhungrig. Weniger Tierhaltung wäre da echt kontraproduktiv.

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