Markus Söder und Olaf Scholz haben nicht wahnsinnig viel gemein, außer vielleicht dies: Unschuldslämmer sind beide nicht. Söder teilt in schöner Regelmäßigkeit und mit Vorliebe Richtung Ampelkoalition aus, Scholz soll einen nordrhein-westfälischen Regierungschef einen "Amateur im Ministerpräsidentenkostüm" genannt haben. In dieser Geschichte aber trifft Bayerns Ministerpräsidenten und den Bundeskanzler keine Schuld, im Gegenteil: Söder und Scholz sind indirekt Opfer eines Kriminalfalls in Oberfranken.
Beim Diebesgut in Weißenstadt handelt es sich freilich nicht um die immerzu gut bewachten Politiker, sondern um prominent getaufte Lämmer aus der Herde des Realschullehrers und Freizeithirten Karl Frister, der in den vergangenen zwei Wochen summa summarum den Verlust dreier Schafe zu beklagen hatte. Zuerst fehlten der vier Wochen alte Söder - ein schwarzes Schaf, "sehr aufdringlich und ausdrucksstark" - und seine Mutter Ilse Aigner. Und seit Freitag ist auch Scholz verschwunden: ein zurückhaltendes Lamm, "aber trotzdem störrisch", mit kurzem, gedrungenem Hals. "Genau wie der echte Scholz", sagt Frister, auf dessen Weide seit diesem Jahr neben der bayerischen Polit-Elite auch das Bundeskabinett grast.
Diesem Kabinett gehört Söder im Gegensatz zu Scholz nicht an. Dafür ist bekannt, dass seine Beziehung zum Wolf belastet ist. Etwa ein Racheakt seitens des Raubtiers, eine Beziehungstat? Nein, heißt es von der Polizei Wunsiedel: Es seien keine Rissspuren entdeckt worden. Die Ermittler vermuten deshalb wie Karl Frister einen Diebstahl.
Letzterer hat sicherheitshalber Hirten in der Region vor verdächtigen Angeboten gewarnt. Für den Dieb erwächst daraus ein Dilemma (beziehungsweise: ein Die-Lämmer): Er kann seine gestohlenen Schäfchen nicht ins Trockene bringen. Was also tut er?
"Das ist eine gute Frage", sagt Hubert Schricker, Leiter der Polizeiinspektion Wunsiedel. "Entweder er hat selber eine Schafherde. Oder sie landen in der Pfanne." Lammbraten sei eine Delikatesse. Angesichts ihrer Besuche in verschiedenen Untersuchungsausschüssen wäre es nicht das erste Mal, dass Söder und Scholz gegrillt würden. Vielleicht ist in diesem Zusammenhang hoffnungsstiftend, dass die beiden dort immer glimpflich davonkamen. Selbiges wäre auch den Lämmern zu wünschen.