Renaissance der TrachtZieht den Bayern die Lederhosen an!

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Ein bekannter bayerischer Politiker stellt am Oktoberfest seine neue Lederhose zur Schau.
Ein bekannter bayerischer Politiker stellt am Oktoberfest seine neue Lederhose zur Schau. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Tracht kommt von tragen. Das hat sich sogar der Ministerpräsident zu Herzen genommen. Auch wenn der von ganz woanders kommt als seine Lederhose.

Glosse von Matthias Köpf

Nicht, dass es jetzt gleich wieder heißt: Laptop und Lederhose! Einen Laptop hat ein gewisser Ministerpräsident doch gar nicht herumgetragen neulich, als auch dieses Jahr wieder o’zapft worden ist, und auch nicht tags darauf als Gaststar bei der 150-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr in Großhelfendorf. Für sowas hat er doch seine Leute. Also vielleicht nicht unbedingt zum Anzapfen, und als Gaststar bei Feuerwehrfesten auch nur fallweise. Aber fürs Laptoptragen ganz sicher. Vermutlich tragen diese Leute aber doch bloß ihre eigenen Laptops. Ihrem Chef reichen wohl handlichere Geräte, um gegebenenfalls eine Ochsensemmel zu posten oder den Steckerlfisch ins Netz zu stellen oder was auch immer (bloß nicht nachschauen jetzt!).

Die Lederhose jedenfalls ist schon seit vielen Jahren groß in Mode auf Volksfesten, Herbstfesten und Dulten allerorten bis hinauf zur Erlanger Bergkirchweih. Der Fränkische Bund hat dieser Tage zwar ein bisschen sauertöpfisch auf das doch eher altbayerische Outfit des Nürnberger Ministerpräsidenten reagiert. Aber als Einsatzkleidung am Volksfest ist so eine Lederhose halt einfach praktisch: Wenn man sie ein bisschen in den Wind hängt, kann sie als frisch gewaschen gelten.

Inklusiv ist sie außerdem auch, inzwischen zumindest. Als der Lehrer Josef Vogl anno 1883 in Bayrischzell den – konkurrierende Miesbacher Vereinsmeier jetzt bitte kurz die Augen zu – allerersten Trachtenverein überhaupt in Bayern gegründet hat, da waren die Mitglieder keineswegs trachtenstolze Bauern und Bürger, sondern eher Holzknechte, Hausmeister und Postboten, die sich kniefrei in ihren kurzen Lederhosen ziemlich schief anschauen lassen mussten vom Herrn Pfarrer und von den scheinbar viel honorigeren Leuten.

Heute hingegen dürfen sogar die Großkopferten per Trachtengewand ihre Zugehörigkeit demonstrieren, und seien es Kanzlerkandidaten wie Friedrich Merz, dem so eine Lederhose bestimmt auch gut stünde. Er müsste halt nur mal den Mut dazu aufbringen, einfache Ministerpräsidenten trauen sich doch auch. Und das mit Weißwurschtäquator ist eben sowieso wurscht. So wie heuer beim Maibaumaufstellen im immer noch recht dörflichen Kleinstadtteil. Alle haben T-Shirts oder Fleecepullover zu Jeans oder dunklen Arbeitshosen mit neonfarben Cargotaschen an. Nur einer erscheint schon in aller Frühe und damit deutlich vorzeitig komplett in Tracht. Es ist der Nachbar aus Hamburg.

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