Markus Söder:Immer mehr weißer Hautkrebs

Eigentlich kann man Hautkrebs gut vorbeugen. Dennoch steigt die Zahl der Neuerkrankungen. Gesundheitsminister Söder gibt einfache Tipps, wie man sich schützen kann.

Roman Deininger

Drüben am Dutzendteich hat sich ein Pärchen ein Tretboot ausgeliehen, gleich beim Ablegen entledigt sich der Mann seines T-Shirts. Er kann froh sein, dass Markus Söder gerade nicht hinüberschaut auf das glänzende Wasser, der Oben-ohne-Treter müsste sich einiges anhören sonst, ein Donnerwetter gäbe das. Aber Söder blickt aufmerksam ins Publikum, er hat sein gravitätischstes Gesundheitsminister-Gesicht aufgesetzt und erörtert Möglichkeiten des Sonnenschutzes, von der Creme über die Mütze bis zur Brille mit UV-Filter. Auf dem Balkon des Gasthauses Gutmann ist die Sache vorbildlich gelöst: Fünf riesige Schirme haben die Mitarbeiter aufgespannt, und unter den Schirmen stellt Söder an diesem Montag den ersten bayerischen Hautkrebsbericht vor.

Die Studie hat gegensätzliche Ergebnisse gebracht. Während immer mehr Menschen im Freistaat an weißem Hautkrebs erkranken, stagniert die Zahl neuer Fälle des schwarzen Hautkrebs, der als gefährlicher gilt. Die Fälle von weißem Hautkrebs haben demnach im Zeitraum von 2002 bis 2006 deutlich zugenommen, bei Männern von 25 auf 38 Fälle je 100.000 Einwohner, bei Frauen von 13 auf 23. Weißer Hautkrebs ist vergleichsweise gut behandelbar.

Beim schwarzen Hautkrebs liegt die Zahl der Neuerkrankungen seit 2002 konstant bei 14 Fällen je 100.000 Einwohner. "Hautkrebs unterscheidet sich von anderen Krebsarten dadurch, dass er sehr gut vermeidbar ist", sagt Söder. "Wir appellieren an alle Bürger, sich vernünftig zu verhalten." T-Shirt ausziehen beim Tretbootfahren in der Mittagshitze fällt wohl eher nicht unter Vernunft. Dabei erhöht nach Auskunft der Uni Regensburg sogar jeder Sonnenbrand im Kindesalter das Risiko einer späteren Erkrankung.

"Wir müssen Aufklärung und Prävention weiter verstärken", findet Söder, auf Bundesebene will er deshalb für eine Herabsetzung des Vorsorgealters werben. Bisher haben gesetzlich Krankenversicherte über 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Untersuchung. "Es wäre sinnvoll, wenn dieses Angebot den Menschen schon mit 25 zur Verfügung steht", sagte Söder.

Bislang gehen allerdings nur 30 Prozent der Berechtigten regelmäßig zur Vorsorge. "Dabei ist Hautkrebs nahezu immer heilbar, wenn er rechtzeitig erkannt wird", sagte Söder. Die Überlebenschancen von Hautkrebspatienten hätten sich dank der Fortschritte auf diesem Feld fortlaufend erhöht. In den siebziger Jahren waren laut dem Bericht 75 Prozent der erkrankten Männer und 80 Prozent der erkrankten Frauen fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Inzwischen sind es bei Männern 85, bei Frauen 90 Prozent.

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