Das Netz hält für das bayerische Wahlvolk hübsche Überraschungen bereit. Im Sangeswesen tut sich gerade der Ministerpräsident hervor und hat in einem Profistudio seine Version von „Sweet Caroline“ aufnehmen lassen, das dessen Songschöpfer Neil Diamond 1969 veröffentlichte und das seither durch die Sportstadien und Bierzelte geistert. „Bierzelt kann ich eh“, wird sich Söder gedacht haben, „und wenn ich es im September singe, wird’s auch noch ein Wiesnhit!“ Das ist nicht ganz falsch, allerdings ist die süße Caroline seit fast 40 Jahren ganz oben in den Charts des Oktoberfests und nähert sich schön langsam auch schon dem Rentenalter.
Aber Söder versteht ja was vom Ankommen in der breiten Masse. Ebenfalls im Netz kursiert derzeit ein lustiger Schnipsel aus einem Talkshow-Beitrag des französischen Arte-Programms, in dem sich die Teilnehmerinnen etwas ratlos mit Söders Fress-Kanal auf Instagram und Begriffen wie „Tofu-Terror“ befassen.

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In Frankreich schwankt man da offenbar zwischen Belustigung und Fassungslosigkeit, und man ist ja seit Olaf Scholz, wie er beim Staatsbesuch in Hamburg Emmanuel Macron ein Fischbrötchen reicht, einiges gewohnt. Eine Fachfrau stufte den Bayern in der Sendung vorsichtig als „Gastro-Populisten“ ein, was ihn gut trifft. In dieser Disziplin toppt Söder einwandfrei alle anderen.
Überhaupt erinnert sein penetrantes Lob des Bayerlandes und beinahe allem, was es hervorbringt, sofern es nicht politisch links oder grün ist, immer mehr an den Welt-Oberpopulisten aus Washington. Und wenn er jetzt noch die Begriffe „fantastischer Job“, „großartiger Deal“ oder auch „Hexenjagd“ einbaut, dann weiß man auch, wo er sich’s so abschaut. Wichtig ist auch in Bayern, die Deutungshoheit zu haben, ob’s plausibel ist oder nicht. So könnte man mal darüber nachdenken, wie man an Geld kommt, wenn man zu wenig hat. Früher wandte man sich da an die Superreichen. Heute weiß man: ganz schlecht!
Der Superreiche hat sein ganzes Geld in die Firma gesteckt und ist ansonsten ein scheues Reh, wenn’s um das Vermögen geht. Und so schön ist Bayern ja nun auch wieder nicht, wenn man etwas davon abgeben muss. Dafür sind die 16 000 „Totalverweigerer“ beim Bürgergeld da. Bei denen wiederum will man um die fünf Milliarden Euro einsparen. Wird nicht funktionieren, kann man jetzt schon sagen. Denn grob gerechnet müsste jeder dieser Totalverweigerer um die 312 500 Euro Jahresgehalt vom Staat beziehen. Damit gehört er aber zu den Reichen im Lande, ist also ein scheues Reh, und dem darf man nicht an den Kragen. Siehe oben.

