Streit um Drei-Städte-Tram:Mach es wie Markus Söder!

Lesezeit: 1 Min.

"Für den örtlichen Battleground ist der Joachim zuständig", sagte CSU-Chef Markus Söder bei einem Termin in Erlangen. (Foto: Imago/Revierfoto)

Sie wollten immer schon Chef werden? Gar nicht so einfach. Aber vom CSU-Chef lernen, heißt bekanntlich siegen lernen. Heute: ein Fallbeispiel aus Erlangen.

Glosse von Olaf Przybilla

Dass Erlangen eine, vermutlich gar die klassische Universitätsstadt in Bayern ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Weniger bekannt ist ihre Historie als Hotspot der Bürgerentscheide. Egal, ob es um eine Durchgangsstraße, Tiefgarage oder ein Gewerbegebiet geht - die debattenkultivierte Erlangerin, der streitlustige Erlanger möchte gefälligst direkt darüber entscheiden dürfen. Bislang freilich fehlte noch das Label, ein eingängiger Slogan dafür.

Und natürlich ist es Markus Söder, der diesen endlich geliefert hat. Der Ministerpräsident war kürzlich gemeinsam mit einem Siemens-Boss, dem Uni-Präsidenten und Bayerns Innenminister auf Werbetour für die Stadt-Umland-Bahn unterwegs, die StUB - jene Drei-Städte-Tram, über die Erlangen in gut zwei Wochen abstimmen wird und das bereits zum zweiten (!) Mal. Bei der Gelegenheit wurde Söder gefragt, ob er eigentlich schon mal mit dem 2. Bürgermeister der Stadt, einem Mann namens Jörg Volleth, das Gespräch gesucht habe.

Der ist von der CSU und das Gesicht der christlich-sozialen Tram-Frondeure von Erlangen. Der Bürgermeister persönlich produziert fortlaufend Instagram-Filmchen gegen die Bahn, flankiert von fröhlichen Erlanger CSU-Menschen, die "NEIN zur StUB"-Pappen in Kameralinsen halten. Und was antwortete Söder?

Dazu gleich, vorab eine Aufforderung an alle Werbemenschen auf Dauersuche nach der eingängigen Sentenz: Leute - so, genau so macht man das. Und zwar auch, und gerade, wenn man keine so ganz optimalen Voraussetzungen für eine sieghafte Replik hat.

Söder, er ist bekanntlich CSU-Parteichef, sagte: "Für den örtlichen Battleground ist der Joachim zuständig."

Großes Gelächter natürlich. Gepaart mit einem süßsauren Lächeln vom "Joachim", Nachname: Herrmann. Er ist CSU-Bezirksvorsitzender in Mittelfranken. Und ihm wurde hier coram publico und gar nicht mal nur zwischen den Zeilen mitgeteilt: Dass das hier so unerhört semioptimal läuft für die CSU, in diesem - Achtung: Top-Label - Erlanger "Battleground", in dem jetzt auch noch die Groß-CSU gegen die Klein-CSU kämpft, dafür ist kein anderer zuständig als das mittelfränkische Chefchen. Und nicht der bayerische Chef.

Eine stilbildende Volte. Und beileibe nicht nur geeignet für Marketingmenschen, sondern auch für Leute, die in ihrem Leben vor allem - und eigentlich ausschließlich - immer nur eines werden wollten: Chef. Chef. Chef.

Und das deshalb, weil man dann selbst verantwortlich ist: für den Erfolg. Und für den Rest? Hat man ja die dahinter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMetropolregion Nürnberg
:Die CSU kämpft gegen die CSU

Markus Söder setzt sich nun auch öffentlich für die Stadt-Umland-Bahn ein. Blöd nur: Seine Parteikollegen in Erlangen ballern nahezu täglich dagegen. Man könnte sich fragen, ob das eigentlich ein und dieselbe Partei ist?

Von Olaf Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: