Markus Söder:"Das Rauchverbot funktioniert. Ich sehe keine Exzesse"

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Erstmals sind die Wiesn-Zelte qualmfrei: Bayerns Gesundheitsminister Söder über den langen Weg zum Rauchverbot - und warum "Hey Baby" sein liebster Oktoberfest-Hit ist.

B. Kruse u. M. Szymanski

Zum ersten Mal darf auch auf dem Oktoberfest nicht mehr geraucht werden. Am ersten Wiesnwochenende haben die Wirte gute Erfahrungen damit gemacht. Die Gäste waren meist einsichtig, wenn sie zum Rauchen rausgehen mussten. Doch was sagt der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) zur Umsetzung des strengsten Rauchverbotes, das nach einem Volksbegehren eingeführt wurde? Am frühen Nachmittag kämpft er sich durch den Hintereingang an den feiernden Massen vorbei, um die Süddeutsche Zeitung und sueddeutsche.de auf der Tribüne im Schottenhamel zu besuchen. Doch mit der Tracht hat der Minister es an diesem Tag nicht so genau genommen. Jeans statt Lederhose - doch immerhin eine Trachtenjacke hat er sich übergeworfen.

Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (rechts) mit SZ-Ressortleiter Christian Krügel (2.v.r.) und sueddeutsche.de-Ressortleiterin Birgit Kruse (links). (Foto: Johannes Simon)

sueddeutsche.de: Herr Söder, jetzt enttäuschen Sie uns aber. Sie haben ja gar keine Lederhose an?

Markus Söder: Stimmt. Meine kurze Lederhose ist zu Hause. Dafür habe ich doch einen schicken Trachtenjanker an.

sueddeutsche.de: Passt sie nicht mehr, oder warum hängt sie heute zu Hause?

Söder: Doch. Natürlich passt sie. Ich habe sie erst dieses Jahr auf dem Gillamoos in Abensberg geschenkt bekommen. Ich trage sie heute nicht, weil mir noch die passenden Schuhe dazu fehlen. Im Übrigen trage ich gerne Tracht. Die ist nicht nur bequem, sondern auch schick und modern.

sueddeutsche.de: Für viele ist Wiesn verbunden mit viel Bier, zu viel fettigem Essen, Genuss im Übermaß. Eine besondere Herausforderung für einen Gesundheitsminister?

Söder: Nein, überhaupt nicht. Man muss nicht reiner Asket sein, um gesund zu leben. Die Wiesn-Zeit ist ja keine Fastenzeit. Und auf die Pfunde kann man ja auch nach den zwei Wochen Oktoberfest wieder achten.

sueddeutsche.de: Auch als Franke sind Sie sicher Wiesn-erfahren. An welche Begebenheit erinnern Sie sich besonders gerne?

Söder: Da gibt es zwei Begebenheiten. Ich war ein kleiner Bub, als mich mein Vater zum ersten Mal mit auf die Wiesn genommen hat. Aus Nürnberg kannte ich zwar das Herbstvolksfest, das größte der Gegend. Doch von den vielen Bierzelten und deren Größe in München war ich schon beeindruckt.

sueddeutsche.de: Und das zweite Ereignis?

Söder: Das war zu meiner Zeit als CSU-Generalsekretär. Damals waren wir mit der CSU-Landesleitung auf der Wiesn. Und die Kollegen hatten heimlich organisiert, dass ich die Kapelle dirigieren durfte - zu "Hey, hey Baby". Seitdem ist das auch eines meiner liebsten Wiesnlieder.

sueddeutsche.de: Das waren noch die Zeiten, zu denen geraucht werden durfte. Seit diesem Jahr ist das anders. Ein Wiesn-Zelt ohne Zigarettenqualm. Es geht also doch. Was sagt der Gesundheitsminister dazu?

Söder: Ende gut, alles gut. Das Volk hat entschieden. Es war aber gut gewesen, zwei Jahre lang darüber zu diskutieren.

sueddeutsche.de: Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Söder: Das Rauchverbot funktioniert. Die Mehrheit akzeptiert das Gesetz. Was das Rauchen angeht, sehe ich jedenfalls keinerlei Exzesse.

sueddeutsche.de: Sie nennen sich auch gerne Lebensminister. Viele fürchteten, dass das Oktoberfest etwas von seinem Charme verliert, wenn in den Zelten nicht mehr geraucht werden darf.

Söder: Die bayerische Lebensart lässt sich doch nicht alleine über das Rauchen definieren. Zur Liberalitas Bavariae gehört es doch auch, dass man Dinge mit Gelassenheit nimmt. Getreu dem Motto: Herr, gib uns die Kraft, mit den Dingen umzugehen, die auf uns zukommen.

sueddeutsche.de: Sie sagen, nichts sei demokratischer als ein Volksentscheid. Heißt das, die Politik traut sich nicht mehr zu, die ganz großen Projekte selbst zu stemmen?

Söder: Bei bestimmten Fragen, die die Gesellschaft so sehr berühren, ist der Volksentscheid ein wichtiges Mittel. Jeder hat so die Möglichkeit, sich einzubringen. Solche Entscheidungen werden dann auch leichter von der Bevölkerung akzeptiert. Es gibt Fragen, die sollten nicht allein von der Politik entschieden werden.

sueddeutsche.de: Hat die CSU die Stimmung falsch eingeschätzt?

Söder: Nein. Es war schwer, einen vernünftigen Kompromiss zu finden. Nicht zuletzt deswegen hat der Volksentscheid eine befriedende Wirkung gehabt. So haben wir die beste Lösung - auch wenn der Weg dahin nicht immer einfach war.

sueddeutsche.de: Nicht alle tun sich so leicht, das Rauchverbot zu akzeptieren. Der Initiator Sebastian Frankenberger hat immerhin schon Morddrohungen erhalten.

Söder: Diese Form der Kritik ist natürlich nicht akzeptabel. Bei manchen dauert es halt länger, bis sie Änderungen akzeptieren. Mit der Liberalitas Bavariae hat so etwas jedenfalls nichts zu tun.

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