Süddeutsche Zeitung

Politik in Bayern:Ex-AfD-Politiker Plenk will seiner alten Partei das Leben schwer machen

Weil er das zunehmend extreme Auftreten satt hatte, verließ der Fraktionschef die AfD. Zur Landtagswahl tritt er mit einem neuen Bündnis an - und distanziert sich deutlich von den ehemaligen Kollegen.

Von Johann Osel

Der frühere AfD-Fraktionschef Markus Plenk hat eine neue Partei gefunden - das im Herbst gegründete "Bündnis Deutschland". Inzwischen ist er auch deren Vorsitzender in Bayern. Damit zählt das Bündnis nun einen Abgeordneten im Maximilianeum, was in der Praxis aber keine Folgen hat: Plenk bleibt als fraktionslos gelistet. Das Bündnis siedelt sich selbst offenbar zwischen Union und AfD an. "Im freiheitlich-konservativen Spektrum", heißt es, sei ein Vakuum entstanden, das man als "neue, ernstzunehmende Partei" füllen wolle. Kürzlich fand die Gründung des Landesverbands mit der Wahl eines siebenköpfigen Vorstands in Regensburg statt; darunter drei Frauen, das ist Plenk wichtig zu betonen.

Plenk, der 2018 beim Einzug der AfD in den Landtag mit Katrin Ebner-Steiner die Fraktion führte, trat schon gut ein halbes Jahr später aus. Er habe es "satt, die bürgerliche Fassade einer im Kern fremdenfeindlichen und extremistischen Partei zu sein", sagte er. Danach zeigte der Biobauer aus Ruhpolding Interesse an der CSU, zur Mitgliedschaft kam es nicht. Plenk sagt heute, er habe wegen des "leichtfertigen Umgangs mit Grundrechten" in der Pandemie nicht mehr gewollt. Allerdings war die CSU schon davor skeptisch angesichts Plenks AfD-Vergangenheit. Der Landesverband von Bündnis Deutschland zähle aktuell gut 100 Mitglieder, weitere Aufnahmegespräche liefen, so Plenk. Es gebe vor Beitritt stets Gespräche, "ob's passt" - ein Interessenten-Check quasi. Es handele sich um "enttäuschte Mitglieder" von CSU, FDP, Freien Wählern und vereinzelt SPD sowie AfD, aber auch zuvor Parteilose.

Plenks Ziele sind ein zügiger Aufbau und ein flächendeckendes Antreten bei der Landtagswahl im Oktober, mit Bezirkslisten und Stimmkreisbewerbern. Auf Stimmen seiner alten Partei hofft er dabei durchaus. Viele wählten die AfD nicht aus Überzeugung, sondern mangels "vernünftiger Alternative". Doch AfD zu wählen, sei "das Dümmste, was man machen kann". Zum Beispiel deren Forderung eines EU-Austritts sei da zu nennen, bei aller berechtigten Kritik an Brüssel. In der Migrationspolitik sei sein Bündnis nah an Unionspositionen. Der Grundsatz: "Wir diffamieren definitiv keine Bevölkerungsgruppe." In der AfD-Fraktion bleibt man indes gelassen, die Neugründung werde "bald wieder in der Versenkung verschwinden", ist zu hören. Und in AfD-Kreisen kursiert auch Spott: Plenk wolle sich ja nur erneut ein Mandat und "dicke Kohle für wenig Arbeit" sichern.

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