Sexualisierte Gewalt an Kindern und JugendlichenMissbrauchsgutachten über Maristenbrüder in Auftrag gegeben

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Das Internat in Mindelheim ist inzwischen geschlossen, die bösen Erinnerungen sind den ehemaligen Schülern jedoch weiterhin präsent: Ein Frater soll hier wiederholt Kinder und Jugendliche missbraucht haben.
Das Internat in Mindelheim ist inzwischen geschlossen, die bösen Erinnerungen sind den ehemaligen Schülern jedoch weiterhin präsent: Ein Frater soll hier wiederholt Kinder und Jugendliche missbraucht haben. (Foto: Imago stock&people)

Der katholische Orden betrieb vor allem in Bayern zahlreiche Schulen und Internate. Die Münchner Kanzlei WSW wird die Untersuchung erstellen und ruft Betroffene und Zeitzeugen auf, sich zu melden.

Von Annette Zoch

Die Maristenbrüder haben die Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) damit beauftragt, Fälle sexuellen Missbrauchs im Bereich ihrer Ordensniederlassungen zu untersuchen. Das teilte die Kanzlei in München mit – und ruft jetzt Betroffene und Zeitzeugen auf, sich zu melden.

„Mit Ihren Informationen und Ihrer Geschichte können Sie zur Aufdeckung und Aufklärung von sexualisierter Gewalt und etwaiger Verantwortlichkeiten von Entscheidungsträgern beitragen“, heißt es in dem Aufruf. Alle Mitteilungen und Gespräche würden absolut vertraulich behandelt und keine Informationen ohne ausdrückliche Einwilligung an den Orden weitergeleitet. Ansprechpartner in der Kanzlei seien die Rechtsanwälte Nata Gladstein und Martin Pusch. Die Arbeit am Gutachten erfolge „gänzlich unabhängig“ von den Auftraggebern.

Die religiöse Bildung der Kinder war Ordensziel

Die Gemeinschaft der Maristen wurde 1817 von Marzellin Champagnat in La Valla in Südfrankreich gegründet. Ziel des Ordens sei die religiöse Unterweisung der Kinder gewesen, die „infolge der Französischen Revolution im Argen“ gelegen habe, so der Orden in seiner Selbstbeschreibung.

Auch die deutsche Ordensprovinz gründete zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Schulen und Internate. Die meisten davon liegen in Bayern – in Furth bei Landshut, wo auch die deutsche Ordenszentrale liegt, außerdem in Cham, im niederbayerischen Fürstenzell und in Mindelheim im Unterallgäu. Auch in Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen gibt es eine Maristenrealschule.

Zum Teil sind die Schulen mittlerweile in die Trägerschaft diözesaner Schulstiftungen übergegangen. Außerdem entsandten die Maristen Missionare nach Samoa, Südafrika, China, Brasilien und Kenia. Weltweit zählt die Gemeinschaft heute noch 3100 Mitbrüder, in Deutschland sind es nur noch um die 20.

Die Kanzlei WSW hat bereits das Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising sowie für das Bistum Aachen erstellt. Zuletzt legten die Rechtsanwälte ein Gutachten für das Bistum Bozen-Brixen vor, es war die erste Missbrauchsuntersuchung für die katholische Kirche in Italien.

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