Neben dem Eingang zur Werkstatt haben die Firmengründer ein paar Exponate ausgestellt. Der Blick fällt dabei sofort auf einen giftgrünen Ski, der nicht nur wegen seiner Farbe eine echter Hingucker ist. Die Oberfläche ist rau, als würde sie kleine Blasen werfen. Wird der Ski ins Licht gehalten, erkennt man, was sich unter der Topsheet genannten Oberfläche befindet: Buchstaben aus einer Buchstabensuppe.
Beim Design sind fast keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist alles, was gut aussieht - und wenn es Buchstaben aus einer Buchstabensuppe sind.
(Foto: Klaus Neuner/Build2Ride)"Es sind beim Design eigentlich keine Grenzen gesetzt", sagt Flo Baumgärtel, während er am Arbeitstisch neue Belagrohlinge für das nächste Seminar ausschneidet. Hochzeitsfotos, Comics, sinnvolle- oder freie Sprüche und Weisheiten oder klassisches und edles Furnier - hier kann jeder Teilnehmer seiner Phantasie freien Lauf lassen.
Vor jedem Workshop steht aber grundsätzlich ein Beratungsgespräch an. Forelle ist der Ansprechpartner für alle Interessierten. "Wir wollen wissen, wie und wo unsere Kunden fahren. Ob sie lieber auf der Piste unterwegs sind, Freeriden oder lieber im Tiefschnee oder auf der Buckelpiste fahren", sagt Forelle. Und natürlich sind für die drei Inhaber von "Build 2 Ride" auch die körperlichen Merkmale wichtig: Größe und Gewicht. "Wir haben ein eigenes System entwickelt, das all die Wünsche und Maße berücksichtigt", sagt Forelle, der genau aus diesem Grund vor vier Jahren auch seine ersten Skier der Marke "Eigenbau" entwickelt hat.
Ein besonderes Gespür für das Material
Seitdem wurden in der Farchanter Werkstatt weit mehr als tausend Paar Skier und Snowboards hergestellt. "Flo und ich haben das große Glück, dass wir im Jahr zwischen 80 und 100 Skitage haben. Da entwickelt man ein besonderes Gespür dafür, was ein Ski kann, was er braucht, und wie man ihn optimiert." Garmischer müsste man halt sein.
Das Seminar in der ehemaligen Schreinerei dauert eineinhalb Tage. Wenn die Teilnehmer in Farchant ankommen, haben die Jungs von "Build 2 Ride" schon eine Aufgabe für sie erledigt: Mit einer eigens hierfür entwickelten Hobelmaschine haben sie die Rohlinge in die richtige Form gebracht. Viel mehr wollen Forelle und Baumgärtler nicht über ihr Geheimnis verraten. Außer: "Wir haben immer einen Ingenieur dabei, der sich vor allem mit Faserverbundstoffen beschäftigt. Und genau darum geht es ja bei Skiern und Snowboards."
Die ersten Schritte sind knifflig
Die ersten handwerklichen Schritte für die Seminarteilnehmer, die für die Zeit des Workshops einen eigenen Werkzeugkoffer mit allen notwendigen Geräten bekommen, sind gleich knifflig: das Ausschneiden des wassergestrahlten Belagrohlings, also der Schablone, muss exakt erfolgen, danach wird dem Rohling die Kante mit Klammern angelegt und analog des sogenannten Shape, der Form, gebogen.
"Schon am Anfang wird unseren Kunden klar, was sich eigentlich in einem Ski befindet, aus welchen Materialien und Lagen er besteht", sagt Baumgärtel. "Die meisten wissen das vorher nicht - auch solche, die es eigentlich wissen müssten."