Umbenennung von MANMarkus Söder und andere „immerwährende Großartigkeiten"

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Der Motorenhersteller MAN hat kürzlich seinen Namen gewechselt. Er hört nun auf das Kunstwort „Everllence“.
Der Motorenhersteller MAN hat kürzlich seinen Namen gewechselt. Er hört nun auf das Kunstwort „Everllence“. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der Motorenhersteller MAN hat sich kürzlich großspurig einen neuen Namen verpasst. Da fällt einem doch jemand ein, der auch nicht im Verdacht überbordender Bescheidenheit steht.

Glosse von Florian Zick, Augsburg

So verrückt wie im Maga-Amerika („Make America Great Again“) unter Donald Trump geht es in Bayern freilich nicht zu. Aber auch Markus Söder (CSU) tut man sicher kein Unrecht, wenn man behauptet, Maß und Bescheidenheit gehörten nicht unbedingt zu seinen allergrößten Tugenden. Insofern dürfte dem bayerischen Ministerpräsidenten zumindest nicht missfallen haben, was sich da vergangene Woche in Augsburg vollzogen hat. Da gab der Motorenbauer MAN bekannt, sich von seinem historischen Namen zu trennen.

Die Firma nennt sich mit einem für börsennotierte Unternehmen nicht unerheblichen Selbstbewusstsein nun „Everllence“, ein werbetauglicher Kunstbegriff, zusammengesetzt aus den englischen Vokabeln „ever“ und „excellence“ – frei übersetzt: immerwährende Großartigkeit. Also, wenn sich das mal nicht nach einem satten „Mia san mia“ anhört.

Natürlich möchte man MAN nicht in Abrede stellen, solche hochtourigen und PS-starken Begrifflichkeiten mit einer gewissen Berechtigung auch im eigenen Namen führen zu dürfen, immerhin beschäftigt das Unternehmen rund 15 000 Mitarbeiter weltweit. Es fielen einem aber auch noch ein paar andere Sterne am bayerischen Wirtschaftshimmel ein, die mit ebenso charmanter Breitbeinigkeit auf dem Börsenparkett auftreten könnten.

Nehmen wir doch einfach mal die Münchner Allianz-Versicherung. Wie wäre es denn mit „Safinity“ als neuem Namen? „Safety“ bis in die „infinity“, unendliche Sicherheit. Oder wie ist es mit dem Sportartikelhersteller Adidas aus Herzogenaurach? „Bootify“ würde vielleicht passen. Schließlich verkauft der einstige Schuhdandler schon sehr lange viel mehr als nur Schlappen und schnelle Sohlen. Diversifizieren nennt man das in der Business-Welt, oder auf Englisch: diversify. Blöd nur, dass sich in den meisten dieser Fälle schon Marketing-Agenturen all diese Namen für ganz andere Einsatzzwecke ausgedacht und markenrechtlich gesichert haben.

Markus Söder dagegen hätte bestimmt noch vielfach freie Hand - etwa für ein „rebranding“ der Staatskanzlei. Was könnte man sich da nicht für schön überdrehte Maga-Namen überlegen? Der „Powerdome“ am Hofgarten, wo sich Leadership und Lederhose treffen; „Residence-One“, eine sprachliche Mischung aus Architekturwahnsinn und hochfliegenden US-Anleihen; oder einfach mit den Initialen des Ministerpräsidenten: „MS Office“, müsste man halt mit Microsoft mal reden. Frisch umbenannt wird die Ausstrahlung von Bayerns Machtzentrum jedenfalls ganz sicher wieder richtig great again.

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