Süddeutsche Zeitung

Märchenkönig Ludwig II.:Guglmänner fordern Büste in Ruhmeshalle

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Die Guglmänner möchten, dass Ludwig II. an der Münchner Theresienwiese geehrt wird - der Geheimbund glaubt, dass der "Kini" 1886 ermordet wurde.

In der majestätisch anmutenden Ruhmeshalle an der Münchner Theresienwiese erinnern zahlreiche Marmorbüsten an bedeutende bayerische Persönlichkeiten. Doch in der Sammlung der berühmten Bayern fehlt nach Ansicht der Guglmänner einer: Ludwig II., der Märchenkönig.

"König Ludwig ist eine der Persönlichkeiten, die am meisten für Ruhm und Ehre Bayerns getan haben", sagt ein Sprecher des königstreuen Geheimbundes. Es sei nicht tragbar, dass es bislang keine Büste des Monarchen in der Münchner Ruhmeshalle gebe. Zum 123. Todestag am kommenden Samstag fordern die Guglmänner deshalb, den Monarchen aufzunehmen.

Sticheln gegen das Haus Wittelsbach

Sie haben den Künstler Klaus Vrieslander mit der Fertigung einer Marmorbüste des "Kini" im Wert von etwa 20.000 Euro beauftragt, die durch Spenden finanziert werden soll. "Ich rechne mit erheblichem Widerstand gegen unsere Forderung", orakelt der Sprecher. "Die offiziellen Stellen versuchen alles, um es zu unterbinden, dass König Ludwig wieder ins Bewusstsein gerufen wird."

Das Haus Wittelsbach, aus dem Ludwig stammt, versuche systematisch, das Thema totzuschweigen, kritisiert der Sprecher. Ob sich die bayerische Landesregierung unter Horst Seehofer (CSU) gegen das Adelsgeschlecht stelle, sei fraglich.

Die Auswahl der Personen, die mit einer Büste in der Ruhmeshalle geehrt werden, trifft der Ministerrat nach dem Votum einer Expertenkommission. Im April waren sechs neue Büsten enthüllt worden, darunter die des Dramatikers Bertolt Brecht, der Mathematikerin Emmy Noether und des Komponisten Carl Orff.

Die Guglmänner, die nur anonym auftreten, sehen sich als Rächer des nach ihrer Ansicht ermordeten Königs. Der offiziellen Version, dass Ludwig am 13. Juni 1886 Selbstmord begangen haben soll, nachdem er seinen Arzt umgebracht hatte, schenkten die Guglmänner nie Glauben.

Ludwig, der wenige Tage vor seinem Tod entmündigt und nach Schloss Berg am heutigen Starnberger See gebracht wurde, wollte nach Auffassung der Geheimbundanhänger fliehen.

Dabei sei er ins Wasser gegangen, um zu einem Fischerboot zu gelangen. Als er gerade in das Boot klettern wollte, wurde er von zwei Kugeln aus dem Hinterhalt in den Rücken getroffen, so die Legende.

Geheimbund fordert Autopsie

Nach Auffassung der Guglmänner gibt es nach wie vor Ungereimtheiten um den Tod des Königs. Der Kriminalfall müsse deshalb wieder aufgerollt werden, fordert die Vereinigung.

Man wisse nicht, ob Ludwig tatsächlich in dem Sarg liege oder welche Verletzungen er habe. Eine Exhumierung und anschließende Autopsie könnte hier Klarheit schaffen, heben die Guglmänner hervor.

Im vergangenen Jahr hatte der Geheimbund gefordert, den Leichnam Ludwigs in einen gläsernen Sarg umzubetten und dem Volk zu zeigen.

"König Ludwig gehört dem Volk, nicht dem Haus Wittelsbach", betont der Sprecher der Guglmänner. Das Fürstenhaus sei jedoch nicht auf die Forderung eingegangen, schimpft er.

Der Wittelsbacher Herzog Franz habe die Forderungen der Guglmänner nach Aufklärung stets mit dem Argument abgewiesen, dass dies die Totenruhe des Monarchen störe, sagt der Sprecher.

Die Guglmänner vermuten, dass die Wittelsbacher den Leichnam aus Angst vor einer angeordneten Exhumierung durch Hitler in den 30er Jahren aus dem Münchner Sarkophag weggeschafft haben. "Das wäre für das Haus Wittelsbach unglaublich peinlich, wenn der Sarg leer wäre", fügt der Sprecher hinzu.

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