Machtkampf in der CSU:Warum Söder und Seehofer sich nicht ausstehen können

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Auf der Weihnachtsfeier 2012 lästerte Seehofer öffentlich über Söder. Seit 2007 hat der CSU-Chef einen Verdacht.

Von Roman Deininger und Wolfgang Wittl

Tief im Bauch der CSU gibt es diese Vorstellung, diesen Wunsch: Die beiden unbestrittenen Alphatiere der Partei, die einzigen zwei, die jederzeit ein Bierzelt füllen können, sollen die CSU auch gemeinsam führen. Horst Seehofer als Parteichef und Bundesminister in Berlin, Markus Söder als Ministerpräsident in München. Eigentlich logisch, aber auch ein bisschen naiv. Viele Mitglieder an der Basis ahnen nicht, wie erbittert die Gegnerschaft ihrer beiden Spitzenmänner wirklich ist. Und doch schien der Wunsch am Donnerstag endlich in Erfüllung zu gehen. Bis sich die Eilmeldung, Seehofer und Söder wollten die Macht teilen, als falsch herausstellte.

Im Bundestagswahlkampf gab es eine Szene, die das Verhältnis der beiden trefflich illustriert: eine Begegnung, die an der Oberfläche gut aussah und dennoch tief blicken ließ. Seehofer besuchte den Nürnberger CSU-Bezirksparteitag. Zu Gastgeber Söder sagte er: "Ich weiß, was du kannst - und ich weiß, was du willst." Söder will Ministerpräsident werden, unbedingt. Und Söder wiederum weiß, was Seehofer will: genau das verhindern, unbedingt.

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Das dringt soeben aus dem Parteivorstand nach außen. Dem Gremium sollen angehören: Theo Waigel, Edmund Stoiber und Barbara Stamm. Zu seiner persönlichen Zukunft hat sich der CSU-Chef bisher aber noch nicht geäußert.

Von Roman Deininger und Wolfgang Wittl

Seehofer sagte, Söder sei von "Ehrgeiz zerfressen"

Seehofer und Söder liefern sich seit Jahren ein fast Comic-haftes Duell, sie umschleichen sich, und in schöner Regelmäßigkeit kommt es zum Zusammenstoß. So wie 2012 bei einer nicht sehr besinnlichen CSU-Weihnachtsfeier. Seehofer attestierte dem abwesenden Finanzminister "charakterliche Schwächen" und einen Hang zu "Schmutzeleien". Söder, sagte er, sei von "Ehrgeiz zerfressen". Sie mögen sich überhaupt nicht, so viel ist klar. Aber warum?

Eine Antwort auf diese Frage könnten Seehofer und Söder wohl nur selbst geben, sie tun es aber nicht. Die Suche nach den Ursachen führt also irgendwann zwangsläufig ins Spekulative. Verbürgt ist nur ein politischer Vorbehalt Seehofers: Er traut dem Polarisierer Söder nicht zu, die Volkspartei CSU in ihrer Breite zu verkörpern - namentlich den christlich-liberalen Flügel. Mit Söder, glaubt Seehofer, sei nicht nur die absolute Mehrheit verloren, sondern auch der innerparteiliche Friede. In Seehofers Umfeld gilt Söder als "Spalter"; auch, weil er ständig öffentlich mit seinen Karrierezielen kokettiert. Ein Seehofer-Mann sagt: "Die CSU hat 150 000 Mitglieder, und der Einzige, den der Chef regelmäßig zur Ordnung rufen muss, ist der Markus."

Die Feindschaft begann angeblich 2007

Einig sind sich die Küchenpsychologen der CSU über den Boden, auf dem die Antipathie gedeiht. Der Alte und der Junge seien sich zu ähnlich, Spieler, Alphas, Egomanen. Fragt man CSU-Kenner nach dem Zeitpunkt, an dem es unversöhnlich wurde, wird immer die gleiche Episode genannt. Seehofer sei überzeugt, dass es Söder war, der 2007 die Bild über sein nichteheliches Kind informierte. Auch ein zweites Schmutzgerücht über eine angebliche Affäre Seehofers mit einer CSU-Frau führen seine Leute auf Söder zurück. Das Söder-Lager streitet alles ab und schimpft retour, der Rüpel Seehofer habe bei Söders 50. Geburtstag dessen Ehefrau schief angeredet.

Die gegenseitigen Verletzungen haben sich aufgetürmt mit den Jahren, zeitweilige Friedensschlüsse sind wohl nicht mehr als großes Staatsschauspiel. Trotzdem ist nicht ganz auszuschließen, dass die Parteiräson und ein besonders böses Schicksal diesen Seehofer und diesen Söder am Ende doch noch zusammenketten.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Text: Roman Deininger und Wolfgang Wittl; Illustrationen: Katharina Bitzl

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