Hof und Passau haben einen, Ingolstadt und Regensburg auch, Augsburg und München sowieso: einen Platz am Himmel. Die Städte, zumindest ihre Namen, fliegen ständig um die Welt. Oslo, Osaka, Orlando. Mehr als 300 Flugzeuge der Lufthansa sind auf deutsche Städte getauft, ihre Namen prangen an der Außenwand, die dazugehörigen Wappen im Eingangsbereich. Bayern ist vielfach vertreten, ein Blick auf den Flugradar am vergangenen Donnerstag: Ein Airbus namens Weiden in der Oberpfalz wartet am Prager Flughafen auf den Start Richtung Frankfurt. Der Langstreckenflieger München ist morgens mit einer halben Stunde Verspätung aus Mumbai zurückgekehrt. Und ein Inlandsflug der Kempten fällt aus.
Eine Flugzeug-Patenschaft ist begehrt, wie man dieser Tage in Neuburg an der Donau erfahren muss. Die oberbayerische Stadt hat sich laut Donaukurier bei der Lufthansa als Namensgeber beworben und steht nun auf einer Warteliste – zusammen mit 250 weiteren Kandidaten. Zehn bis 15 Jahre kann es dauern, bis eine Stadt zum Zug kommt, pardon, zum Flugzeug. Was das bringt? Bekanntheit, hoffen sie im Rathaus. Zehntausende Passagiere könnten im Laufe des Flugzeuglebens von Neuburg erfahren, das mit seiner Renaissance-Altstadt und dem zweijährlichen Schlossfest attraktiv ist für Besucher.

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Auch für die Lufthansa ist die Patenschaft ein lohnendes Marketinginstrument. Immer wieder berichten Medien über Flugzeugtaufen oder Jubiläen. Im vergangenen Jahr wurde der 60. Geburtstag der Augsburger Patenschaft gefeiert. 2011 benannte Lufthansa eine Maschine nach Marktl, dem Geburtsort des damaligen Papstes Benedikt XVI. „Himmlisch fliegen“, titelte der Spiegel. Ein PR-Erfolg.
Nur ein Name ist bis heute fest mit einem Drama verbunden: Im Oktober 1977 entführten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine Landshut mit mehr als 80 Passagieren nach Mogadischu und ermordeten den Flugkapitän. Nach fünf Tagen stürmten Spezialeinheiten das Flugzeug und befreiten alle weiteren Geiseln. Vier Entführer starben. Die Landshut soll demnächst im Zentrum einer Ausstellung stehen.
Neuburg will mit dem Militärflughafen punkten
Flugzeugpaten lassen sich von diesem dunklen Kapitel nicht abschrecken. In Neuburg setzen sie darauf, einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu haben. Die Lufthansa sucht für neue Flugzeuge nicht nur Namen historisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich bedeutender Orte, sondern auch von Städten, „die in besonderer Weise mit der Luftfahrt oder der Lufthansa verbunden sind“. Im Neuburger Rathaus weisen sie deshalb auf den Militärflugplatz außerhalb der Stadt hin. Die dort stationierten Bundeswehr-Piloten sind seit Jahrzehnten für die Sicherung des süddeutschen Luftraums zuständig – Neuburg sei damit „ein idealer Pate“ für die Lufthansa, wirbt Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU).
Der ganz große Auftritt am Himmel ist dennoch unwahrscheinlich. „Im Allgemeinen wird darauf geachtet, dass die Einwohnerzahl der relativen Größe des Flugzeugmusters entspricht“, schreibt die Lufthansa. Einen Jumbo-Jet namens Neuburg darf die 30 000-Einwohner-Stadt also nicht erwarten.