Lokale Internetadressen:Bayern verschenkt ".bayern"

Internetadressen werden künftig lokaler - auch Domains wie ".bayern" sind erlaubt. Der Freistaat könnte diese verwalten, will das aber Privatfirmen überlassen.

Frederik Obermaier

Voraussichtlich von 2013 an haben Bayerns Bürger auch im Internet eine eigene Heimat: Ihre Internetseiten können dann mit ".bayern" enden. Bislang endeten sie auf ".de", ".com" oder Ähnliches. Die Endung ".by" war zwar schon seit mehreren Jahren möglich, genutzt haben sie jedoch nicht allzu viele Bayern. Denn ".by" klingt zwar nach Bayern, ist es aber nicht - die sogenannte Top-Level-Domain "by" steht für Weißrussland.

Bei seiner Sitzung in Singapur hat die für Internet-Namen zuständige Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) nun den Weg frei gemacht für Endungen wie ".muenchen", ".augsburg" - oder eben ".bayern". Wer den Zuschlag für die Top-Level-Domain ".bayern" bekommt, darf ab 2013 Internetseiten mit der Endung vertreiben und dafür Geld kassieren. Der Freistaat will das Privatfirmen überlassen.

Die dreimonatige Bewerbungsfrist beginnt erst im Januar 2012. Theoretisch könnte sich die Staatsregierung dann selbst um die Top-Level-Domain ".bayern" bewerben, um damit später Geld zu verdienen. Der Zuschlag wäre so gut wie sicher, da die Internet-Regulierungsorganisation Icann den betroffenen Gebietskörperschaften den Vortritt lassen will. So soll verhindert werden, dass etwa ein Hamburger Unternehmen oder das Bundesland Baden-Württemberg dem Freistaat die Endung ".bayern" vor der Nase wegschnappt.

Allein für den Antrag müsste Bayern - wie jeder andere Bewerber auch - jedoch umgerechnet 130.000 Euro zahlen. "Nachdem wir es aber nicht als staatliche Kernaufgabe betrachten, eine Domain zu verwalten, werden wir .bayern nicht selbst kaufen", sagt eine Sprecherin des Finanzministeriums.

Damit ist der Weg frei für private Unternehmen. Zwei stehen schon jetzt in den Startlöchern: die PunktBayern GmbH & Co. KG sowie die Bayern Connect GmbH; beide mit Sitz in München. Seit Monaten schon buhlen sie um die Gunst der Ministerialen. Denn auch wenn sich der Freistaat nicht für ".bayern" interessiert, brauchen die Bewerber die Unterschrift der Staatsregierung. Die gibt es umsonst, entscheidet aber letztlich darüber, wer künftig mit den Gebühren für ".bayern"-Adressen Geld verdient und wer nicht.

PunktBayern will nach eigenen Angaben das "Zusammengehörigkeitsgefühl der Bayern auch im virtuellen Raum" fördern. Gesellschafter sind drei Telefonbuchverlage, zwei Privatpersonen und der Verein dotBayern. Der Verein soll über eine Sperrminorität einen Verkauf an "dem Freistaat Bayern nicht genehme Anteilseigner" verhindern. Prinzipiell wolle die Gesellschaft aber Geld verdienen, sagt PunktBayern-Geschäftsführer Lothar Kunz. "Es wird sich tragen, aber wir werden nicht im Geld schwimmen."

Der Konkurrent Bayern Connect setzt hingegen auf Tradition und Heimatgefühl. Schirmherr ist Leopold von Bayern, "Seine Königliche Hoheit" wirbt für Bayern Connect. Die Domain ".bayern" werde für Bayerns Bürger "einen eigenen Namensraum im Internet schaffen", heißt es auf der Firmen-Homepage. Bayerische Bürger, Unternehmen und Organisationen würden bei der Registrierung selbstverständlich bevorzugt, und ein "erheblicher Teil" der Einnahmen werde später an soziale und kulturelle Organisation mit Sitz in Bayern fließen.

Das bayerische Finanzministerium erarbeitet derzeit einen Mustervertrag für den künftigen Betreiber der ".bayern"-Domain. Darin soll auch geregelt werden, ob bestimmte Domains gar nicht vergeben werden - etwa www.nazi.bayern - oder andere möglicherweise nur unter bestimmten Voraussetzungen, beispielsweise www.sex-in.bayern.

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