Es ist schon ein paar Jahre her, da wurde „der Ehrenmann/die Ehrenfrau“ zum Jugendwort des Jahres gekürt. Als „jemand, der etwas Besonderes für einen tut“ charakterisierte damals im Jahre 2018 der Langenscheidt-Verlag den Ehrenmann/die Ehrenfrau. Das klingt jetzt gleich so nach Amigo und Korruption, aber es reicht oft schon, eine Runde in der Kneipe auszugeben, um sich mit Ruhm und Ehre zu bekleckern. Der Ehrenmann/die Ehrenfrau ist auch sieben Jahre später fester Bestandteil der Alltagssprache.
Zur Auswahl stand damals auch der eher am anderen Ende des Spektrums angesiedelte „Lauch“. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum der „Lauch“ damals das Rennen nicht machte. Vielleicht wurde er schon als Favorit für das Unwort des Jahres gehandelt. War ja schon fies, den Lauch so zu verleumden.

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Vielleicht wurde der Lauch aber auch deshalb nicht gewählt, weil man ihm ohnehin schon viel früher höchste Ehren hat zuteilwerden lassen. Der „Ehrentag des Unkrauts“ wird angeblich schon seit 2003 begangen. Und der Lauch gehört, wie jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, zu den „krautigen Pflanzen“. Am 28. März nun ist es wieder so weit. Halten Sie sich bereit!
Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nimmt dies zum Anlass, einen entfernten Kraut-Verwandten und Leidensgenossen des Lauchs genauer unter die Lupe zu nehmen und dabei eine Art Ehrenrettung vorzunehmen: den Löwenzahn. Der sei eine Alltagsblume „mit zwei Gesichtern“. Meistens wird er als „lästiges Unkraut“ betrachtet. Tiere sehen das vermutlich aber ganz anders. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen – je nachdem, ob man Gartenbesitzer oder Hase ist.
Der Löwenzahn ist laut LWG zudem „Symbol für Leichtigkeit und Freiheit“ – wegen der Pusteblume, zu der er am Ende seines Daseins wird. Das ist doch nah dran an „jemandem, der etwas Besonderes für einen tut“. Glaubt man der LWG, kann Löwenzahn gleich völlig neue Horizonte eröffnen: „Wer hat nicht mit Begeisterung die kleinen Schirmchen der Pusteblume in die Luft geschickt und ihren sanften Flug verfolgt?“, heißt es in der Presseerklärung aus Anlass des Ehrentags. Wem jetzt beim Gedanken an Unkraut nicht warm ums Herz wird, der ist nun wirklich ein Lauch.