Oberbayern:Schlosshotel Linderhof versinkt im Dornröschenschlaf

Oberbayern: Das Schlosshotel in Linderhof steht ebenso wie das nahe Schloss unter Denkmalschutz.

Das Schlosshotel in Linderhof steht ebenso wie das nahe Schloss unter Denkmalschutz.

(Foto: Uta und Horst Kolley/Mauritius)

Der Freistaat sucht verzweifelt nach einem Investor für das Haus an der weltberühmten Touristenattraktion - doch seit drei Jahren tut sich nichts. Warum die geschichtsträchtige Immobilie so schwer an den Mann zu bringen ist.

Von Matthias Köpf

Zumindest der Eintrag im bayerischen Denkmalatlas klingt vielversprechend: "Im Inneren stark erneuert", steht da, aber das ist nur die etwas ernüchterte Perspektive der Denkmalschützer auf das 1875 errichtete, später mehrmals umgebaute und zuletzt 1950 erweiterte Haus. Aus gastgewerblicher Sicht hingegen muss das Schlosshotel Linderhof im Inneren als stark erneuerungsbedürftig gelten. Eines der üblichen Buchungsportale listet zwar noch eine "letzte Teil-Renovierung 2005" auf, aber die betraf nur die Küche und die Umgestaltung des Frühstücksraums in eine "orientalische Bar".

Ein Buchversuch auf dem Portal endet ohnehin mit einer Fehlermeldung, denn das 400 Meter Luftlinie vom gleichnamigen Königsschloss entfernte Hotel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist schon seit fast drei Jahren geschlossen, nachdem der letzte aus einer langen Reihe wechselnder Pächter gekündigt hatte.

Als Eigentümer der Immobilie spielte der Freistaat zwischenzeitlich sogar mit dem Gedanken, darin per Behördenverlagerung ein schnödes Depot für die Schlösser- und Seenverwaltung einzurichten. Doch die sucht seit einigen Tagen in aller Form nach einem Investor, der das Haus für 60 Jahre in Erbbaurecht übernimmt und wieder als Hotel betreibt.

68 000 Euro Erbpacht schlagen pro Jahr zu Buche

Der Freistaat erwartet von allen Interessenten neben 68 000 Euro Erbpacht pro Jahr den nötigen Respekt vor der kulturhistorischen Bedeutung und dem Ambiente der Schlossanlage sowie ganzjährig gutbürgerliche Küche für Wanderer, Langläufer, Einheimische und natürlich für ganze Busladungen von Schlossbesuchern. Bei all dem sei laut dem Exposé der Schlösser- und Seenverwaltung und der staatlichen Immobilienagentur aber zu bedenken, "dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht und Linderhof im Naturschutzgebiet liegt". Ein neuerlicher Ausbau sei "somit nur in sehr begrenztem Rahmen möglich".

Trotz praktisch garantierter Essensgästemassen könnte genau darin der Haken bei dem Angebot liegen. Denn das Schlosshotel Linderhof hatte zuletzt nur 24 Zimmer - eine Größe, die nach heutigen Branchenmaßstäben weithin als unrentabel gilt, zumal ein neuer Betreiber zuvor einen sicherlich zweistelligen Millionenbetrag in die Sanierung stecken muss.

Das wissen auch der örtliche CSU-Landtagsabgeordnete Harald Kühn und FW-Fraktionschef Florian Streibl aus dem nahen Oberammergau, die sich beide bei der Staatsregierung vehement gegen das Depot und für das Hotel eingesetzt haben. Ehe der Freistaat selber sehr viel Geld in die Immobilie steckt und dann einen Pächter findet, der alles lieber anders hätte, könne man es ja erst einmal mit der aktuellen Erbpacht-Variante versuchen, so lautet beider Hoffnung kurz zusammengefasst. Vielleicht finde sich ja ein regionaler Unternehmer, der Synergieeffekte mit einem bestehenden Betrieb nutzen könne, oder eine internationale Hotelkette, die sich mit dem Standort schmücken wolle.

Oberbayern: Schloss Linderhof gilt als Lieblingsimmobilie des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II.

Schloss Linderhof gilt als Lieblingsimmobilie des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Auch die parteilose Ettaler Bürgermeisterin Vanessa Voit, zu deren 700-Einwohner-Gemeinde Linderhof zählt, betont, dass das Schloss für die vielen Besucher dringend wieder ein gastronomisches Angebot brauche, das über den Kiosk am Parkplatz und das Andenken-Bistro hinausgeht. Gästebetten und Übernachtungen seien wirtschaftlich "von elementarer Bedeutung" für Ettal, und Arbeitsplätze biete so ein Hotel natürlich auch. Im besten Fall werde das "ein Attraktionspunkt, der über das Schloss hinausgeht".

Das wäre auch Frank Peters recht. Der Geschäftsführer des lokalen Tourismusverbandes Ammergauer Alpen glaubt freilich nicht, dass irgendjemand einen zweistelligen Millionenbetrag in das Hotel stecken wird, ohne es wesentlich erweitern zu dürfen. "Aus meiner Sicht muss das ganz neu bespielt werden", sagt Peters, 60 oder 70 Zimmer samt Spa und Wellnessbereich seien wohl das Mindeste für die einschlägigen Projektentwickler. Die und alle anderen haben nun bis Mitte November Zeit, sich zu bewerben.

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